Am Ende war es nur ein (!) Punkt, der Ratsdebattant Philipp Kaeller (EP) zum Einzug in den Landtag fehlte: Während die ersten vier Teilnehmer der Landesqualifikation von „Jugend debattiert“, die am 29. März im ZfsL Oberhausen stattfand, nun Ende April die Teilnahme am Bundesfinale unter sich aus machen, bleibt ihm trotz erneut starker Leistung und dem fünften Platz der Altersgruppe II in NRW nur die Rolle des Zuschauers – wahrscheinlich.
„Es hat mir wirklich großen Spaß gemacht und alles weitere kann man ohnehin nicht beeinflussen“, war die souveräne und sympathische Reaktion nach Bekanntgabe der Punktsumme aus den zwei Qualifikationsdebatten (Themen: „Sollen Jugendoffiziere der Bundeswehr auch in Schulen für den Dienst in der Truppe werben dürfen?“ und „Sollen Produktion und Verkauf von Lebensmitteln auf Insektenbasis staatlich gefördert werden?“). Mit einigen der Gewinner hatte Kaeller in Folge der gemeinsamen drei Tage im Regionalsiegerseminar persönliche Kontakte geknüpft, sodass es nicht schwer fiel, deren starke Leistung anzuerkennen.
Insgesamt war das Niveau des Wettbewerbs noch einmal deutlich oberhalb des mittlerweile schon mehrmals von Ratsdebattanten beider Altersgruppen gewonnenen Regionalwettbewerbs in Detmold anzusiedeln: Aus ganz NRW trafen sich die 32 Sieger der „Jugend debattiert“-Regionen und waren in weiten Teilen nicht nur exzellent inhaltlich vorbereitet, sondern argumentativ besonders schlagfertig sowie rhetorisch versiert. Metaphorisch ausgefeilte, in ihrem Aufbau sorgfältig komponierte und recherchierte Eröffnungsreden wurden auf diesem Niveau scheinbar mühelos an die Umstände der Debatte bzw. zuvor unbekannte Ideen und Einwände der Gegenseite angepasst und dabei nicht selten mimisch und gestisch derart überzeugend untermalt, dass man glauben konnte, jungen Polit- Profis bei der Arbeit zuzusehen.
Dass Philipp Kaeller trotz vergleichsweise jungen Alters mit einer Gesamtpunktzahl von 55 lediglich ein Punkt zur Qualifikation für das Finale fehlte (Platz 4: 56, Platz 3: 57) war in der Zuspitzung ärgerlich, vor allem aber Ausdruck einer starken Leistung und für ihn Ansporn weiter zu reifen: „Im kommenden Jahr würde ich gerne nochmal teilnehmen!“, fügte der nun historisch bestplatzierte Ratsdebattant beim Abschied in Bielefeld entschlossen an. Man wird sehen, ob die schulinterne Konkurrenz im Debattierclub dies zulässt. Vielleicht kommt Philipp aber ja auch schon beim Landesfinale als Nachrücker zum Einsatz, denn als Fünftplatzierter ist er erster Nachrücker der Finaldebatte und ebenfalls vor Ort, um ggf. einzuspringen. Einen Eindruck davon, was ein Debattenfinale im Landtag bedeutet, wird er in jedem Fall erhalten – als erster Debattant des Ratsgymnasiums.
Foto aus der NRZ (Andreas Buck / FUNKE Foto Services)
Weiterführender Link aus der Lokalpresse:
https://www.nrz.de/region/niederrhein/schulen-in-nrw-rufen-zum-streit-auf-id238034461.html
Aktualisierung vom 4. Mai 2023
Mittlerweile hat das Landesfinale von „Jugend debattiert“ im Düsseldorfer Landtag am 27. April stattgefunden und Philipp Kaeller kam als Nachrücker nicht zum Einsatz. Dazu von der Moderatorin in einer kurzen Runde auf der Bühne befragt, äußerte sich der Rats-Debattant gewohnt diplomatisch: „Es war eine große Freude, den mir ja vom Siegerseminar auch persönlich bekannten Finalisten heute zuzusehen und dieses spannende wie aktuelle Thema aus der Zuschauerrolle zu reflektieren.“ Gemeint war die Finalfrage: „Soll Fracking in NRW erlaubt werden?“, die in der Tat auf hohem Niveau debattiert wurde, wie auch die prominent besetzte Jury (u.a. die Ministerin für Bildung und Schule Dorothee Feller) anerkennend bestätigte. Die Debatte wurde sogar erstmalig im WDR5-Radio übertragen. Am Ende setzte sich Lukas Fragemann aus Erkelenz verdient durch und vertritt das Land NRW nun beim Bundesfinale in Berlin und evtl. auch darüber hinaus auf europäischer Ebene. Für Philipp Kaeller war der Tag in Düsseldorf laut eigener Aussage ein tolles Erlebnis mit vielen bleibenden Eindrücken, die er im Debattierclub zur Motivation für die kommende Saison schildern wird.
Weiterführender Link zur Verantaltung: