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Historische Studientage des Abiturjahrgangs 2020 in Berlin und Potsdam

Berlin 2020

Wer einen Einblick in die bewegte Geschichte dieses Landes gewinnen möchte, wird um die Stadt Berlin als anschauliches Wahrzeichen dieser Geschichte nicht vorbei kommen. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die Themen des Zentralabiturs 2020 spürten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe zwölf fünf Tage lang den Spuren der Geschichte in Berlin und Potsdam nach. Unter der Leitung von Frau Winke, Herrn Königsberger, Herrn Magofsky und Herrn Nigriny, den Geschichtslehrkräften der Stufe, erkundeten sie innerhalb von vier Themenblöcken Stand- und Erinnerungsorte der beiden historischen Städte. Unterstützt wurden sie dabei von Herrn Karmann und Herrn Übler.
Den Auftakt der umfassenden Thementage stellte der „Stadtgang Mitte“ dar. Erste Anknüpfungspunkte bildeten zentral gelegenen Sehenswürdigkeiten und Erinnerungsorte wie das Brandenburger Tor, der Gendarmenmarkt, der Bahnhof Friedrichstraße, der Schlossplatz und die Museumsinsel. Daneben stand mit dem Besuch der Reichstagskuppel oder einem interaktiven Rollenspiele zum Gesetzgebungsverfahren im Bundesrat auch das politische System der Bundesrepublik im Zentrum.
Wie anschaulich die Geschichte der Stadt Berlins für die Geschichte des Landes in seiner Gänze erscheint, wurde den Schülerinnen und Schülern an den folgenden Tagen deutlich. An Orten wie der „Machtzentrale Wilhelmstraße“ wurde eindrücklich die Zeit des Nationalsozialismus greifbar. Gedenkstätten wie das ehemalige Strafgefängnis Plötzensee, die Ausstellung zum Deutschen Widerstand oder der Besuch des Informationszentrums des Holocaust Mahnmals boten Anlass zur Reflexion.
Einprägsam waren für die Gruppen ebenfalls die Stellen, die die Stadt als Ort der deutschen Teilung und gleichzeitig als Brennpunkt des Kalten Krieges erfahrbar werden ließen. Mit Blick auf die mahnenden Überbleibsel der Berliner Mauer und den sogenannten „Todesstreifen“ wurde den kommenden Abiturienten die Bedeutung einer geteilten Stadt und einer geteilten Nation bewusst. Spürbar wurde diese Erfahrung besonders an der Gedenkstätte Bernauer Straße oder dem ehemaligen Grenzübergang Bornholmer Brücke. Sinnbilder für die bewegenden Ereignisse des Mauerbaus und des Mauerfalls. Lange beschäftigte die Schülerinnen und Schüler obendrein der Besuch des Gefängnisses der Staatssicherheit in Hohenschönhausen.
Bevor es dann wieder zurück Richtung Bielefeld ging, stand noch die ehemalige Residenzstadt Potsdam auf dem Programm. Hierbei hielten unter anderem das Schloss Cecilienhof, jüngst erst durch die Ansprüche der Nachkommen der Hohenzollernfamilie in den Medien, Einsichten in die Beschlüsse der „Potsdamer Konferenz“ im Jahr 1945 bereit, ehe ein Stadtgang und der Besuch des Schlosses Sans Souci den Abschluss einer nachhaltigen Fahrt bildeten.
Für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe zwölf stellten die Studientage die letzte offizielle gemeinsame Schulfahrt dar. Die eigenständige Vorbereitung der einzelnen Themen und die daran anschließende Führung der Gruppen vor Ort, bietet den angehenden Abiturienten jedes Jahr auf ein Neues die Gelegenheit, die im Unterricht der Qualifikationsphase erarbeiteten Inhalte zu wiederholen, zu vertiefen und zu vernetzen. Die Erinnerungs- und Gedenkorte in Berlin und Potsdam lassen dabei die Geschichte lebendig werden.

von Franziska Dulige und Tim Kerkmann

StudienfahrtBerlin2014

In freudiger Erwartung der „Abschlussfahrt“ unserer Oberprima in die deutsche Hauptstadt standen die Schülerinnen und -schüler der beiden Geschichtsleistungskurse von Herrn Graeser und Herrn Magofsky, der Geschichtsgrundkurse von Herrn Gerwin bzw. Herrn Altenberend sowie der Geschichtsergänzungskurs, in Begleitung von Frau Tschäpe, sprich die gesamte Oberprima des Ratsgymnasiums, am Mittwoch, dem 5. Februar 2014, um 15 Uhr auf dem Parkplatz des Tierparks Olderdissen. Wir fuhren mit zwei Bussen, die sich jeweils aus den verschiedenen Kursen zusammensetzten. Ziel dieser fünftägigen Reise war die Vertiefung der bisherigen Unterrichtsinhalte sowie die Reifung unseres politisch-historischen Bewusstseins als Bürger der demokratischen, pluralistischen Bundesrepublik Deutschland - in Abgrenzung zu den beiden Diktaturen auf deutschem Staatsgebiet im 20. Jahrhundert.
Vor diesem Hintergrund ist bereits der Ort der Fahrtpause zu bewerten: Die Gedenkstätte Helmstedt-Marienborn, der größte und bedeutendste Grenzübergang an der innerdeutschen Grenze während der deutschen Teilung (1949-1990), führte uns bereits eines der wichtigsten machtpolitischen Mittel vor Augen, die von der SED genutzt und gebraucht wurden, um ihre Führungsposition in der DDR zu sichern. An den erhalten gebliebenen Kontrollstellen konnten wir hautnah die innerdeutsche Teilung, die durch die Sicherheitskontrollen und strikten Einreiseverbote manifestiert wurden, nachfühlen.
Nach der Pause wurden dann in den Bussen Filme zur Zeit der deutschen Teilung geschaut. Nach unserer Ankunft im Jugendhotel „Aletto“ in Berlin-Charlottenburg erfolgte – trotz beginnender allgemeiner Müdigkeit – ein intensiver Gang über den nahe gelegenen Kurfürstendamm; selbstverständlich in Verbindung mit der Nutzung der zahlreichen kulinarischen Angebote. Es bestand ein Konsens darüber, dass sowohl das Hotel selbst als auch dessen Lage im Zentrum des damaligen Westteils der Millionenstadt vorzüglich waren.

Donnerstag: Die historische Mitte Berlins – Ein Stadtrundgang
Nach der Stärkung am reichhaltigen Frühstücksbuffet untersuchten wird am ersten „wirklichen“ Tag der Studienfahrt die deutsche Zeit- und Nachkriegsgeschichte am Beispiel der historischen Mitte Berlins. Zunächst ging es zum Deutschen Bundestag im Reichstagsgebäude sowie zum architektonisch höchst interessanten, knapp 900 Meter langen Band des Bundes, das im Zuge der Verlegung der Hauptstadt von Bonn nach Berlin neu geschaffenen worden war und heute u.a. das Bundeskanzleramt beinhaltet. Anschließend stand bereits einer der Höhepunkte der Studienfahrt bevor: Der Besuch des Bundesrates mit einer professionellen und interaktiven Führung. Interessant war es für uns, die föderale Struktur der Bundesrepublik, die sich durch die deutsche Kleinstaaterei („Flickenteppich“) des Mittelalters und der Neuzeit bis zur Staatsgründung 1871 entwickelt hatte, in ihrer gesamten Dimension kennenzulernen und anschließend selbst bei einer nachgeahmten Bundesratsversammlung teilzunehmen. Wir – „hineingeschlüpft“ in die Rollen der Bundesratsmitglieder der 16 Bundesländer Deutschlands, der bzw. des Bundesratspräsidentin/-en und der jeweiligen anwesenden Minister – diskutierten  hitzig und von unterschiedlichen Argumenten gestützt z.B. über das Wahlrecht ab 16.
Nach der einstündigen Mittagspause an dem vor der Wende durch die Berliner Mauer geteilten und seither wiederbelebten Potsdamer Platz erfolgte ein dreistündiger Spaziergang durch die Berliner Stadtmitte - bestückt mit zahlreichen Referaten zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten, die von uns Schülern jeweils selber vorbereitet und vorgestellt wurden, vom Wiederaufbau des Stadtschlosses (Humboldt-Forum) und den Berliner Dom auf der Museumsinsel über die Neue Wache, die Humboldt-Universität, den Gendarmenmarkt bis hin zum Brandenburger Tor. Nach einem intensiven Gang entlang der zentralen Prachtstraße „Unter den Linden“ stand dann der Besuch des mehr oder weniger informativen Deutschen Historischen Museums an. In breiter Informationsfülle ist dort die deutsche Geschichte von der Antike bis zur Nachkriegszeit dokumentiert, was überdies einer optimalen Abiturvorbereitung dienen konnte. Im Anschluss daran hatten wir – wie jeden Tag – einen freien Abend, den wir angesichts des breiten kulturellen Angebots in der Hauptstadt auf unterschiedliche Weise verbracht haben.

Freitag: Herrschaft, Widerstand und Verfolgung in der NS-Zeit 1933-1945
Am Freitag beschäftigten wir uns ausführlich mit dem Themengebiet „Herrschaft, Widerstand und Verfolgung in der NS-Zeit“. Wir besuchten dafür zunächst die Gedenkstätte Plötzensee und fuhren daraufhin zum Bendlerblock. Im Innenhof des Gebäudekomplexes wurden die Hauptbeteiligten der Verschwörung vom 20. Juli 1944 erschossen, darunter Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Werner von Haeften und Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim. Informativ, beinahe schon überfrachtet und dennoch von vielen spannenden Impressionen begleitet ging es zur „Topographie des Terrors“ – an den Standort der zentralen Institutionen des NS-Herrschaftssystems, von wo aus ab 1933 die staatliche Unterdrückung bis hin zum Holocaust organisiert wurde. Die anschließende Mittagspause war – wir denken, dass wir jetzt auch im Sinne unserer Mitschüler sprechen – dringend nötig, um die zahlreichen, oftmals schockierenden Eindrücke zu verarbeiten und um sich für das noch bevorstehende Programm zu regenerieren.
Nachmittags erfolgte ein Gang durch die Wilhelmstraße, das ehemalige politische Machtzentrum Berlins. Hier warfen wir einen besonderen Blick auf den Bau des Reichstluftfahrtministeriums, das heute als Finanzministerium genutzt wird. Den Abschluss bildete das Holocaust-Mahnmal, das von Peter Eisenman entworfen und 2005 eingeweiht worden war. Nachdem wir die eindrucksvolle Atmosphäre während eines Ganges durch die 2.711 Stelen auf uns wirken gelassen hatten, besuchten wir das Museum unterhalb des Stelenfeldes, das in seiner inhaltlichen Konzentration einen tiefgreifenden Eindruck hinterließ.
Insgesamt war dies ein Tag voller Einblicke in die dunklen, mörderischen Abgründe der deutschen Geschichte unter dem Nationalsozialismus 1933-1945, von ihrer Herrschaftsorganisation bis zum Widerstand und zur Verfolgung.

Samstag: Berlin im „real existierenden Sozialismus“ - Geschichte der deutschen Teilung 1945-1990
Für Samstag, bereits der letzte vollständige Tag der Studienfahrt, stand das Thema „Berlin im ,real existierenden Sozialismus'“ auf dem Programmzettel. Etwas früher als an den vorhergehenden Tagen fuhren wir zum Treptower Ehrenmal, das die Sowjetische Militäradministration (SMAD) am 8. Mai 1949, dem vierten Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges, eingeweiht hatte. Die Monumentalität dieser Anlage war ebenso beeindruckend wie erschreckend, sodass sie uns alle gleichermaßen in den Bann zog.
Im Geiste der Tagesthematik ging es weiter in das Deutsch-Russische Museum in Berlin-Karlshorst. Dort wurde in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 von dem Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel die bedingungslose Kapitulation Deutschlands gegenüber den Alliierten unterschrieben. Dieses Museum offenbarte sich als ein kleines Juwel: Neu und anschaulich gestaltet, überzeugte es primär durch seine Informationsfülle und Anschaulichkeit.
Nach einer Fahrt über die Stalinallee, deren „Arbeiterpaläste“ den Wohnungsbau und die Ideologie der DDR-Architektur veranschaulichen, verbrachten wir die daran anschließende Mittagspause am Alexanderplatz und am Fernsehturm, einen der wenigen Orte, an dem man heute noch einen Eindruck prunkvoller sozialistischer Platzgestaltung gewinnen kann.
Danach stand der Besuch des ehemaligen Stasi-Gefängnisses Hohenschönhausen an, was für viele Schüler den Höhepunkt des Tages bzw. der gesamten Reise darstellte. Wir wurden dort - in mehreren Gruppen eingeteilt – von damaligen Häftlingen des DDR-Regimes durch die erschreckend engen Gefängniszellen geführt und mit einer Welt konfrontiert, die uns bis dahin nicht bekannt war. Hierzu passte dann auch die Weiterreise nach Schloss Schönhausen in Pankow, in dessen Umfeld sich zunächst die ersten politischen DDR-Größen eingerichtet und in dem dann 1990 die 2+4-Gespräche stattgefunden hatten, die zur deutschen Einigung führen sollten.
Berlin wäre unvollständig ohne die Berliner Mauer, und so fuhren wir mit dem Bus weiter zu der Gedenkstätte „Bernauer Straße“, wo wir einen Teil des übrig gebliebenen „Todesstreifens“ der damaligen Berliner Mauer (1961-1989) besichtigen konnten. Dieses rundete den Tag zur Geschichte der deutschen Teilung vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Fall der Berliner Mauer am 9.11.1989 ab.

Sonntag: Potsdam - Preußens Glanz und Gloria
Am Sonntag, der letzte und nur „halbe“ Tag der historisch-politischen Bildungsfahrt nach Berlin 2014, ging es, nach dem üblichen Prozedere – freier Abend, reichhaltige Frühstückskost –  per Bus in Richtung Westen: raus aus Berlin und rein nach Potsdam, in den „schönsten Vorort Berlins“. Dank der unvergleichlichen und gebürtigen Potsdamerin Frau Tschäpe wurde uns in nur wenigen Stunden vor unserer „endgültigen“ Abfahrt ein umfassendes Bild von der damals preußischen Garnisonstadt vermittelt. In dieser besuchten wir verschiedene Stätten der geschichtsträchtigen Stadt, unter anderem das Schloss Cecilienhof (Ort der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945), das wiederaufgebaute Potsdamer Stadtschloss sowie als letzten Höhepunkt Schloss und Park Sanssouci. Dort besichtigten wir u.a. das Grab Friedrichs des Großen, auf dem kurioserweise einige Kartoffeln liegen – angelehnt an die Einführung der Kartoffel als Agrarprodukt in Deutschland, eine überlebenswichtige Erneuerung. Darüber hinaus konnten die Lehrer dort ein Gruppenbild der circa neunzigköpfigen Gruppe auf der Treppe des berühmten Hohenzollernschlosses schießen – das nun das Cover unserer Abizeitung schmückt.
Daran anschließend fuhren wir nach fünf enorm interessanten, ereignisreichen und auch anstrengenden Studientagen müde, aber schlauer als zuvor, wieder zurück nach Bielefeld. In Kenntnis der Tatsache, dass dies die letzte stufeninterne Fahrt gewesen ist, verbleibt die Studienfahrt nach Berlin vielen Abiturienten deshalb sicherlich auch als „Abschlussfahrt“ in (hoffentlich positiver) Erinnerung.

In 99 Stunden durch Berlin – die Studienfahrt nach Berlin (30.01-03.02.2013)

Es gibt auf der Welt nur wenige Städte, in deren Geschichte sich zugleich auch die Geschichte des Landes widerspiegelt, in der sie sich befindet. Berlin ist zweifellos eine solche Stadt. Angefangen mit der Märzrevolution 1848, in der die Bevölkerung ihren Wille zur Freiheit und nationalen Einheit kundgetan hat, über zwei Weltkriege, die das Gesicht Berlins, Deutschlands und Europas verändert haben, und eine 28 Jahre lange Teilung durch eine Mauer bis hin zur Wiedervereinigung im Oktober 1990, war Berlin Dreh- und Angelpunkt des politischen sowie gesellschaftlichen Lebens. Auf Grund dieser vielfältigen Geschichte ist diese Stadt immer das Ziel der historischen Studienfahrt der Oberprima im letzten Schuljahr. Anders als bei den Studienfahrten im Herbst, fährt bei dieser Exkursion die ganze Stufe mit. In den letzten Jahren betrug die Anzahl der Schülerinnen und Schüler immer 60 bis 70, doch da es sich bei diesem Jahrgang um den Doppeljahrgang handelt, fuhren insgesamt 115 Schüler mit. Dies ist und wird noch lange einzigartig bleiben. Auf Grund dieser hohen Zahl von Schülern, fuhren dieses Mal sechs Lehrer/innen mit: Frau Winke und Frau Unverfehrt sowie Herr Altenberend, Herr Graeser, Herr Gerwin und Herr Magofsky.
Mit einem Reader und einem straffen Zeitplan im Gepäck, fuhr die Gruppe dann am Mittwoch, den 30. Januar, pünktlich um 15.30 Uhr vom Tierpark Olderdissen mit zwei Bussen los. Schon auf der fünfstündigen Fahrt nach Berlin wurden die Schüler auf die kommenden Tage mit Filmmaterial eingestimmt. Während im einen Bus „Goodbye Lenin“ gezeigt wurde, erfreuten sich die Schüler im anderen Bus an „Deutschland im Jahre Null“ von Roberto Rossellini. Vom Tag schon sichtlich ermüdet, traf die Schulgruppe gegen 21 Uhr in Berlin ein und konnte direkt die Zimmer im „gut überwachten“ Hotel in der Nähe des Kurfürstendamms beziehen. Der Abend stand dann zur freien Verfügung und man konnte eine erste kleine Stadtbesichtigung machen, um danach in einer der vielen Bars und Kneipen den Tag ausklingen zu lassen.

Am nächsten Tag stand um 8.30 Uhr der erste Programmpunkt auf dem Plan und bei einem Blick auf eben diesen wurde erkennbar, dass schon der erste Tag ein langer und anstrengender werden sollte. Da der Besuch von Gebäuden, Museen und Gedenkstätten mit 115 Personen gleichzeitig nicht möglich ist, unternahmen die beiden Gruppen an zwei Tagen unterschiedliche Aktivitäten. An diesem Vormittag war für den einen Teil der Stufe unter anderem ein Besuch im Reichstag vorgesehen, der andere Teil behandelte zunächst den Themenbereich des Nationalsozialismus. So begann meine Gruppe den Tag, der sich vorrangig der Geschichte Berlins sowie der Symbolik ihrer Wahrzeichen widmen sollte, im Nikolaiviertel, um von dort am Stadtschloß, welches sich noch im Wiederaufbau befindet, und am Balkon, von dem aus Karl Liebknecht am 9. November 1918 die Räterepublik ausgerufen hat, vorbei zum Bebelplatz zu gehen. Auf diesem fanden im Mai 1933 die von den Nationalsozialisten inszenierten Bücherverbrennungen statt. Nachdem dieses Thema an Hand eines Schülervortrags vertieft worden war, brach die Gruppe wieder in Richtung Reichstag auf. Vorbei am Gendarmenmarkt und durch das Brandenburger Tor als deutsches Nationalsymbol trafen wir dann gegen 11.30 Uhr am Reichstagsgebäude ein. Nach der obligatorischen Kontrolle durch die Polizei wurden wir in das Gebäude geführt und zum Fraktionssaal der Partei „Die Grünen“ geleitet, wo schon Frau Britta Haßelmann auf uns zum Gespräch wartete. Als Abgeordnete mit dem Wahlkreis Bielefeld steht Frau Haßelmann schon lange als Gesprächspartnerin für die Jahrgänge des Ratsgymnasiums zur Verfügung. Bei dem einstündigen Gespräch konnte Mann und Frau Fragen zu ihrer politischen Tätigkeit und dem allgemeinen politischen Tagesgeschäft stellen. Der Abschluss des Bundestagsbesuchs wurde von einem gemeinsamen Foto in der von Norman Foster entworfenen Glaskuppel gekrönt. Der andere Teil der Stufe konnte am darauf folgenden Tag noch einer Bundestagssitzung beiwohnen, in der über das NPD-Verbotsverfahren debattiert wurde. Erschöpft vom ersten Teil des Tages wurde die Mittagspause eingeläutet, doch durfte diese auch nicht zu lange währen, da um 15 Uhr der nächste Programmpunkt anstand, nämlich der Besuch des Deutschen Historischen Museums. Gerade für die Schülerinnen und Schüler, die Geschichte als Abiturfach haben, bot die Ausstellung zur Wiederholung einen guten Überblick über die deutsche Geschichte. Nicht nur reichlich Textmaterial, sondern auch viele Gegenstände der damaligen Zeit wie z. B. Wahlplakate und Uniformen oder der auch der sehr große Schreibtisch Adolf Hitlers aus der Neuen Reichskanzlei wurden in der Ausstellung präsentiert. Als die Gruppe dann gegen 17 Uhr im Bus saß und zuschauen konnte, wie der Himmel über Berlin immer dunkler und die Häuser gleichzeitig immer heller wurden, stand noch ein letzter Programmpunkt auf dem Plan, nämlich das Mauer-Panorama am Checkpoint-Charlie. In einer Stahlrotunde erschuf der Künstler Yadegar Asisi ein 900m2 großes Gemälde, welches die Mauer sowie die anliegenden Häuser in Ost- und Westberlin an einem Herbstabend zeigt. Dies konnte dann der ganze Jahrgang von einem Holzpodest, wie es sie tatsächlich an der Sperranlage gegeben hat, anschauen, während durch die Lautsprecher Walter Ulbricht mit seiner prägnanten Stimme immer und immer wieder verkündete, dass niemand die Absicht habe, eine Mauer zu errichten. Nach dieser Ausstellung war das Programm für den Tag beendet und die Schüler konnten selbst entscheiden, wie sie den Abend verbringen wollten. Gerade in Berlin bieten sich viele Möglichkeiten, das Abendprogramm vielfältig zu gestalten. Vor allem die Bezirke Prenzlauer Berg, Kreuzberg und Friedrichshain haben sich als neue Szeneviertel etabliert und bieten mit ihren vielen Bars und Kneipen gute Möglichkeiten den Abend zu genießen.

Am nächsten Tag stand dann für meine Gruppe der Themenbereich des Nationalsozialismus und der Erinnerung an NS-Herrschaft und Holocaust an. Gerade in Berlin kann man die Zeit des Nationalsozialismus an ehemaligen Schauplätzen und Gebäuden gut aufzuarbeiten. Einer dieser Orte ist das Strafgefängnis Plötzensee, in dem von 1933-45 insgesamt über 2.891 Menschen hingerichtet worden sind. Auch konnte man sich an diesem Ort ein Bild von der Gedenkkultur der 1950er Jahre machen, die sich deutlich von der heutigen unterscheidet. Als nächstes folgte der Besuch der Gedenkstätte des deutschen Widerstands im Bendlerblock, der heute als Zweitsitz des Verteidigungsministeriums fungiert. Im Innenhof des Gebäudekomplexes wurden am 20. Juli 1944 nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler die Hauptakteure um Claus Schenk Graf von Stauffenberg hingerichtet. Heute erinnern eine Bronzefigur mit gefesselten Händen und eine kleine Dokumentation der Persönlichkeiten an die Hinrichtungen in dem Hof. Im Innern des Gebäudes ist zudem das Thema Widerstand an Hand einer Ausstellung aufbereitet worden, die danach von den Schülern besucht wurde. Da sie jedoch sehr textlastig war und die genaue Struktur nicht klar erkennbar wurde, brach die Gruppe etwas erschöpft vom vielen Lesen zum Potsdamer Platz auf, um dort die Mittagspause zu verbringen. Der Potsdamer Platz ist einer der größten Plätze Berlins, an welchem sich unter anderem das Sony Center befindet, in dem jährlich die Berlinale stattfindet. Nach der einstündigen Pause traf sich die Gruppe vor der Ausstellung „Topographie des Terrors“ in der ehemaligen Prinz-Albrecht-Straße 8, wo sich in der Zeit des Nationalsozialismus u. a. das Hauptquartier der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) befand. Dies ist heute noch an den freigelegten Zellen zu sehen, die sich am Eingang zur Ausstellung befinden. Die Topographie des Terrors, die seit 1987 zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus beiträgt, wurde anschließend von den Schülern besucht. Sie befindet sich seit 2010 in einem Neubau und enthält neben den üblichen Informationstafeln auch viele Dokumente und Video- sowie Audioaufnahmen, so dass ein guter Eindruck von Herrschaft und Alltag, Verfolgung und Unterdrückung in dieser Zeit vermittelt werden konnte.
Von der Ausstellung ging es dann weiter in Richtung Stelenfeld, dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Auf dem Weg dorthin kamen die Schülerinnen und Schüler auch am Gebäude des Bundesfinanzministeriums vorbei, das durch seine Größe hervorsticht. 1935 als Reichsluftfahrtministerium gebaut, diente es von 1949-1989 als Haus der Ministerien der DDR. Ganz in der Nähe des sog. Detlev-Rohwedder-Hauses befindet sich die U-Bahn-Station Mohrenstraße, in die ein kleiner Abstecher gemacht wurde, da in der Station nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges vermutlich der rote Marmor („Saalburger Marmor“) aus Hitlers Neuer Reichskanzlei verbaut worden ist. Am Stelenfeld angekommen, durfte zunächst jeder für sich das von Peter Eisenmann entworfene Denkmal für die ermordeten Juden Europas durchqueren, um dann, der Zufall wollte es so, mit anschauen zu dürfen, wie mit einem Polizeiaufgebot der amerikanische Vize-Präsident Joe Biden zum Eingang der angrenzenden US-Botschaft geführt wurde. Nach diesem für Berlin typischen Vorkommnis wurde die unter dem Mahnmal liegende Ausstellung besucht, die sich mit der Thematik des Judenmords im Zweiten Weltkrieg befasst. Nach gut einer Stunde Besichtigung kam die Gruppe wieder aus der Ausstellung heraus und wurde mit dem Bus zum Hotel zurück gefahren, um sich für den anstehenden Konzertbesuch umzuziehen. Denn für den Abend war der Besuch eines Sinfoniekonzerts mit Werken von Franz Schubert in der Komischen Oper vorgesehen, zu der die ganze Stufe gegen halb acht gebracht wurde. Den Schülern wurde danach die Möglichkeit eröffnet, die restliche Nacht individuell zu gestalten oder mit dem Bus ins Hotel zurückzukehren. Da das Tagesprogramm nun schon zwölf Stunden dauerte, kehrte jeder Schüler mit dem Bus ins Hotel zurück. Die Fahrt ging durch das erleuchtete Berlin am Reichstag vorbei hin zum Schloss Bellevue und dann über den Kreisverkehr an der Siegessäule, bis das Hotel erreicht war. Ermüdet vom ganzen Tagesprogramm begann dieses Mal schon früh die Nachtruhe und das war auch dringend angeraten, da das Frühstück für den nächsten Tag wieder auf halb acht angesetzt worden war.

Der dritte Tag der Studienfahrt stand ganz im Zeichen des Kalten Krieges und der deutschen Teilung, die chronologisch von 1949 bis 1990 an unterschiedlichen Orten untersucht wurde. Der erste zu besuchende Ort war der Flughafen Tempelhof, der heute nicht mehr in Betrieb ist. Er war 1948/49 Dreh- und Angelpunkt der ersten Berlinkrise. Da die Sowjetunion die Zufahrtswege nach Westberlin gesperrt hatte, sahen sich die West-Alliierten unter der Führung der USA zu einer „Luftbrücke“ gezwungen, die die West-Berliner Bevölkerung mit dem Lebensnotwendigsten versorgen sollte. Insgesamt 277.569 Flugzeuge landeten und starteten in der Zeit der Blockade am Flughafen Tempelhof, woran ein Denkmal aus Beton vor dem Gebäude erinnert. Nicht weit von diesem Ort liegt der Treptower Park, der als nächstes angesteuert wurde. Im Treptower Park steht das etwa 10 Hektar große sowjetische Ehrenmal zum Gedenken der toten Soldaten der Roten Armee bei der Einnahme Berlins. Allein die Größe dieses Mahnmals führt die Gigantonomie der sowjetischen Gedenkkultur vor Augen. Da das Wetter in Berlin leider umschlug und es anfing zu regnen, setzte sich die Gruppe wieder in den Bus, um zum ehemaligen Stasigefängnis Hohenschönhausen gebracht zu werden, in dem für 10.30 Uhr eine Führung vorgesehen war. Das Gefängnis, welches auf DDR-Karten nicht verzeichnet und auch für Anwohner unbekannt war, wurde ab 1945 als zentrale Untersuchungshaftanstalt der sowjetischen Geheimpolizei genutzt, bis es 1951 vom Ministerium für Staatssicherheit übernommen wurde. Nach einem 30-minütigen Einführungsfilm wurde die Gruppe geteilt und von jeweils einem Mitarbeiter der Gedenkstätte durch die Räumlichkeiten geführt. Bei diesen Mitarbeitern handelt es sich um ehemalige Inhaftierte, die der Nachwelt ein Bild von der Situation im Gefängnis machen wollen. Der Zeitzeuge, der uns durch die Gedenkstätte führte, war ein sehr offener Mitarbeiter, der uns im typischen Berliner Dialekt auch vieles aus seinem eigenen Leben erzählte. Zunächst informierte er uns über den Aufbau des Gefängnisses und die Unterbringung sowie die Methoden, mit denen die Mitarbeiter der MfS versuchten, ihre Gefangenen zu „zersetzen“. Diese Schilderungen waren sehr gut nachvollziehbar, da man uns auch einen Blick in die Zellen gewährte, in denen man durch viele Methoden (Temperaturveränderungen, Dunkelheit etc.) den Gefangenen mürbe machte. Doch vor allem die Geschichte unseres Leiters hat es der Gruppe angetan, da er erklärte, weshalb er nach Hohenschönhausen gekommen ist, wie es ihm dort ergangen ist und welche Auswirkungen die Gefangennahme auf sein heutiges Leben hat. Am Beispiel dieses Mannes und dieses Ortes wurde allen vor Augen geführt, dass es sich bei der DDR um einen Unrechts- und Unterdrückungsstaat gehandelt hat. Nach diesem ausführlichen Besuch ging es weiter zum Alexanderplatz, um dort die Mittagspause zu verbringen. Auf dem Weg dorthin, fuhr der Bus durch die Karl-Marx-Allee (ehemals „Stalin-Allee“) und an Hand der „Arbeiterpaläste“ auf der „Prachtstraße der DDR“ wurde wieder einmal der Hang zur Gigantonomie der Sowjetunion deutlich. Vorbei ging es auch am Café Moskau und der Karl-Marx-Bibliothek, die auch im Film Das Leben der Anderen zu sehen ist. Als die Mittagspause auf dem Alexanderplatz vorbei war, wurden zunächst Referate über die „Stalin-Allee“ und zum Aufstand vom 17. Juni 1953 gehalten. Der 17. Juni, welcher bis 1990 der „Tag der deutschen Einheit“ in der Bundesrepublik war, hat in der DDR-Geschichte eine besondere Bedeutung, da sich bei diesem Volksaufstand zum ersten Mal die Bürger gegen das System öffentlich aufgelehnt haben. Dieser Tag, an dem mit den Füßen abgestimmt worden ist, trug auch zur Entscheidung zum Bau der Mauer 1961 bei. Um diese Mauer ging es im nächsten Programmpunkt am Mauermuseum in der Bernauer Straße, wo bis heute noch ein originaler Teil der Mauer mit Todesstreifen und Wachtürmen zu sehen ist. Bekannt geworden ist die Bernauer Straße dadurch, dass die Wohnhäuser zum Territorium der DDR gehörten, der Gehweg aber zu Westberlin, weshalb es zu Aktionen gekommen ist, in denen Familien aus dem Fenster sprangen, um noch die DDR verlassen zu können. An der Bernauer Straße gibt es zudem noch ein Dokumentationsgebäude, in dem die Geschichte der Mauer dargestellt ist. Ein wichtiger Tag der deutschen Geschichte ist der 9. November 1989, an dem die Mauer „fiel“ und die Menschen der DDR aus ihrem Land ausreisen konnten. Ein Ort, der mit dem Mauerfall am 9. November in Verbindung gebracht wird, ist die Bornholmer Straße, die danach besucht wurde. Der ehemalige Grenzübergang an der Bornholmer Straße war nämlich der erste, der an diesem Tag geöffnet wurde. Auch hier wurden Informationstafeln installiert. Nachdem die Ereignisse des 9. Novembers in den Gruppen besprochen worden waren, stieg die Gruppe wieder in den Bus. Nach kurzer Absprache fuhr man dann nicht zum Hotel zurück, sondern noch zum Schloss Schönhausen im Bezirk Pankow. Das 1664 erbaute Schloss diente von 1949-1960 Wilhelm Pieck, dem Präsidenten der DDR, als Amtssitz und wurde nach dessen Tod zum Gästehaus der DDR umfunktioniert. Ho Chi Minh, Fidel Castro und Michail Gorbatschow zählten zu den Gästen dieses Hauses. Mit diesem Programmpunkt endete dann der Tag. Der letzte Abend einer Studienfahrt für die Schülerinnen und Schüler hatte begonnen, was bis in die frühen Morgenstunden ausgekostet wurde.

Recht müde begann am Sonntag der letzte Tag der Studienfahrt. Dieses Mal ging es nach Potsdam, der Landeshauptstadt Brandenburgs. Zunächst wurde das Schloss Cecilienhof angefahren, in dem im Juli und August 1945 die Potsdamer Konferenz stattfand, auf welcher Winston Churchill (später Clement Attlee), Harry S. Truman und Josef Stalin über ihr weiteres Vorgehen in Deutschland und Europa berieten. Leider war es nicht möglich in das Gebäudeinnere zu gelangen, wo der runde Tisch der Konferenzteilnehmer zu sehen ist, doch genügte ein kurzer Sparziergang durch den anliegenden Park. Vom Heiligen See, in dessen Nähe sich der Hof befindet, fuhren wir dann in das Stadtzentrum. Dort wurde u. a. der „Tag von Potsdam“ besprochen, an welchem es zu dem berühmten Händedruck von Hitler und Hindenburg kam. Danach konnten die Schülerinnen und Schüler die restliche Innenstadt in kleineren Gruppen erkunden, z. B. die Garnisonkirche oder das Holländische Viertel. Es war auffallend, dass in Potsdam viel renoviert und restauriert wird, so wird beispielsweise das Potsdamer Stadtschloss wieder aufgebaut, in das nach seiner Fertigstellung der brandenburgische Landtag einziehen wird. Die letzten Sehenswürdigkeiten dieses Tages und der ganzen Studienfahrt war Schloss Sanssouci, die persönliche Sommerresidenz Friedrich II sowie das Neue Palais. Von dort aus besuchten wir das Grabmal Friedrichs des Großen, auf dem immer Kartoffeln zu finden sind, da er seinen Bauern befohlen hatte, Kartoffeln für die Zeiten des Krieges und der Not anzupflanzen, was dem Großteil der Bevölkerung das Überleben gesichert hat. Über die großen Treppenanlagen ging es weiter zum Neuen Palais, was einen 20-minütigen Spaziergang bedeutete. Im Gegensatz zum Schloss Sanssouci handelt es sich beim Neuen Palais um ein Repräsentationsgebäude, was sich an der Größe und Verzierung erkennen lässt. Doch auch hier hat Friedrich II. sparen lassen und die Steine des Gemäuers sind zum größten Teil aufgemalt. Mit diesem Spaziergang endete dann endgültig die Studienfahrt und alle Schülerinnen und Schüler waren froh, im Bus zu sitzen und sich von den anstrengenden Tagen auf der Heimfahrt zu erholen. Als beide Busse um 18.30 Uhr den Parkplatz des Tierparks Olderdissen erreichten, waren genau 99 Stunden seit der Abfahrt von diesem Ort vergangen. In diesen Stunden hat jede Schülerin und jeder Schüler sehr viel gesehen und vielfältige Eindrücke von Berlin und Potsdam mitgenommen.

Das gute Gelingen dieser Fahrt ist den eingangs erwähnten sechs Lehrern zu verdanken, die schon ein halbes Jahr zuvor mit der Planung begonnen hatten, zumal es sich mit 115 Schülern um die bis dahin größte Studienfahrt in der 455jährigen Geschichte des Ratsgymnasiums gehandelt hat. Aber nicht nur die Größe der Gruppe hat diese Fahrt einzigartig gemacht. Für diese unvergessenen 99 Stunden sei im Namen aller Schülerinnen und Schüler gedankt.

Jan Beutler
Februar 2013

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Neben den regulären Studienfahrten in der 12. Jahrgangsstufe, gibt es eine ebenfalls einmalige Fahrt in der Jahrgangsstufe 13. Das besondere an dieser Fahrt liegt darin, dass die gesamte Jahrgangsstufe ein gemeinsames Ziel hat. Am Mittwoch, dem 08. Februar 2012 war es dann soweit. Bei -15 °C Außentemperatur und Schneegestöber fuhren 80 Personen unter der Leitung der beiden Geschichtslehrer Normann Graeser und Sebastian Reichelt, sowie unter der Begleitung des aus Berlin stammenden Referendars Jörg Gransow, nach Berlin und Potsdam. Die Fahrt unter rein historischen Gesichtspunkten dient vorrangig dem Verständnis und der Förderung des Interesses der Schülerschaft am wichtigen Thema deutsche Geschichte und ihrer Bewältigung. Behandelt werden die Themen Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Holocaust, sowie der Ost-West-Konflikt, die deutsche Teilung und das Machtgefüge der DDR. Eben dieses Machtgefüge wurde uns bereits auf der Hinfahrt vermittelt. Zur Einstimmung auf die Fahrt, sahen wir den Film „Das Leben der anderen“ aus dem Jahre 2006. Der Film ist ein Drama, welches den Staatssicherheitsapparat der DDR und die Ostberliner Künstlerszene zeigt, die großenteils unten ihm leidet. Der Film zeigt ebenso die Wiedervereinigung und deutet eine Versöhnung der Täter und Opfer an. Mit dieser anschaulichen Darstellung des Unrechtsstaates fuhren wir bei Helmstedt-Marienborn über die alte innerdeutsche Grenze. Marienborn, der größte und bedeutendste Grenzübergang der DDR, ist heutzutage unter Denkmalschutz gestellt und so erhaschten wir im Dunkeln einen Blick auf einen alten Kontrollturm und das Prozedere einer Grenzüberquerung zur Zeit der Teilung wurde erläutert. Am späten Abend erreichten wir in Berlin-Schöneberg unsere Unterkunft, zogen noch ein Weilchen um die Häuser, um die ein oder andere Kleinigkeit zu uns zu nehmen und gingen zu Bett. Das Programm war dicht gespickt und die Schülerschaft war sich darüber im klaren, dass sie ausgeschlafen das Programm antreten muss.

 

Deutscher Bundestag

Am frühen Donnerstag Morgen waren die Ratsgymnasiasten in den Bundestag eingeladen. Die ehemalige Ratsschülerin Viola von Cramon-Taubadel (Abitur 1989), die für die Partei Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag sitzt, hatte zur politischen Diskussion in den Fraktionssaal der Grünen eingeladen. Nach einer freundlichen Begrüßung folgte von Seiten der Bundestagsabgeordneten eine Einführung in ihre politische Arbeit, ihren Alltag und ihre Aufgaben in den Ausschüssen der europäischen Sportpolitik und der außenpolitischen Handelsbeziehungen z.B. zum Südkaukasus, zur Ukraine oder zur Moldau-Region. Es folgte eine inhaltliche Debatte über Themen die der aufgeweckte Abiturjahrgang 2012 interessierte. Themen wie die Atompolitik der Grünen, die Endlagerfrage, ethische Probleme in Bezug auf Kernkraft, die Rentenpolitik und die neue Bürgerlichkeit der Partei Bündnis 90/Die Grünen wurden thematisiert. Frau von Cramon-Taubadel war sehr erfreut über die interessierte Zuhörerschaft, beantwortete jede Frage exakt, ging auf jede Frage explizit ein und bewies ein erfreulich unabhängiges Urteil. Im Anschluss an die Debatte betraten die Lehrer und Schüler das Dach des Reichstagsgebäudes, wo ein gemeinsames Foto mit Frau von Cramon und ein vertiefendes Fachsimpeln über die Themen unter den Schülern stattfand.

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Oberprima in der Kuppel des Reichstagsgebäudes in Berlin

 

Der Zugang zur Kuppel war durch das schlechte Wetter und den vielen Schnee gesperrt, der Blick auf das Kanzleramt und die Spree trotzdem einmalig. Im Anschluss lauschte die Schülerschaft vor den großen bundeseigenen Häusern, dem „Paul-Löbe-Haus“ und dem „Marie-Elisabeth-Lüders-Haus“, den Ausführungen eines Schülers zur Architektur und Anordnung der Gebäude rund um den Platz der Republik, der zwischen dem Deutschen Bundestag und dem Kanzleramt gelegen ist.

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Oberprima vor dem Reichstagsgebäude in Berlin

 

Gedenkstätte für die ermordeten Juden Europas

Nach einer kurzen Mittagspause, die wir überwiegend am Potsdamer Platz verbrachten, besuchten wir die gegenüber dem ehemaligen Reichsluftfahrtministerium (unter Hermann Göring, heute ist dort das Bundesfinanzministerium untergebracht) gelegene neue Ausstellung „Topographie des Terrors“. Sie verdeutlicht die Organisation und die Verbrechen der Nationalsozialisten am gesamten deutschen Volk und zeigt den Großteil des NS-Regimes mit eindrucksvollem Anschauungsmaterial. Vom Nazi-Terror negativ und der Ausstellung positiv bewegt, besuchten wir im Anschluss das zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz gelegene Stelenfeld, die zentrale Gedenkstätte für die ermordeten Juden Europas. Im Jahre 2004 wurde der letzte der 2711 Steine montiert und seitdem gilt dieses Mahnmal als zentrale Holocaust-Gedenkstätte für die sechs Millionen ermordeten jüdischen Bürger. Die Steine sind auf einer Fläche von 19000 Quadratmetern angeordnet und unterscheiden sich nur in ihrer Höhe, so dass die Wahrnehmung der Besucher sehr unterschiedlich sein kann. Nach der Idee der jüdischen Publizistin Lea Rosh für eine Gedenkstätte in Berlin, gewann der Architekt Peter Eisenman mit seinem Entwurf des Stelenfeldes, und die Bundesrepublik Deutschland übernahm die Finanzierung. Eisenman selbst betonte bei der Eröffnung, dass er für die Gedenkstätte keine Interpretation vorgibt, so dass jeder Besucher für die tausende von Steinen seine eigene Assoziationen entwickeln kann. Nach einem Gang durch das Stelenfeld und den Ausführungen einer Gruppenleiterin zur Entstehung der Gedenkstätte, wurden wir in den Keller und das darin befindliche Museum geführt. Perversion und Verbrechen des Holocaust wurden eindrucksvoll deutlich. Gerade das im Eingangsbereich auffällig große Zitat des Auschwitz-Insassen Primo Levi „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen. Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“ machte der Schülerschaft deutlich, dass keine Gesellschaft und wenn sie noch so demokratisch scheint, die Augen vor den Verbrechen der Vergangenheit schließen darf und wofür die Gedenkstätte letztlich ein Symbol ist, sein soll und auch in Zukunft sein muss. Die Mitarbeiter der Gedenkstätte empfahlen den Schülern noch den Gang in die hauseigene Buchhandlung, wo von dem bereits genannten KZ-Häftling Primo Levi das Buch „Ist das ein Mensch?“ zu kaufen war. In diesem Buch beschreibt Primo Levi in atemberaubender Sachlichkeit und Menschlichkeit sein eigenes Höllenjahr in Auschwitz und was ihm und anderen angetan wurde. Am Abend ging die gesamte Stufe gemeinsam mit den Lehrkräften in das Restaurant „12 Apostel“ gegenüber der Museumsinsel, (in direkter Nachbarschaft zu der Privatwohnung von Bundeskanzlerin Angela Merkel) essen. Für verhältnismäßig wenig Geld bekam jeder Pizza und Pasta so viel man wollte, ein Freigetränk wurde ebenfalls serviert.

 

Neue Synagoge & Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Am frühen Freitagmorgen fuhr die gesamte Gruppe mit den Bussen in die Oranienburger Straße. Hier steht die Neue Synagoge, die gerade für das Judentum eine besondere Bedeutung in Berlin hat. Nach dem Krieg und der Befreiung durch die Rote Armee im Frühjahr 1945 waren von den rund 170.000 Juden, die 1933 in Berlin gelebt hatten, nur noch knapp 8.000 übriggeblieben. Verständlicherweise galt ihr Hauptaugenmerk, soweit sie überhaupt in der Stadt und in Deutschland bleiben wollten, zunächst nicht dem Wiederaufbau der einst größten Synagoge Europas. Ab 1961 wandten sich Vertreter der Ostberliner Jüdischen Gemeinde immer wieder an die staatlichen Stellen der DDR mit der Bitte, die Überreste der Synagoge als Erinnerung und Mahnung für alle Zeiten zu erhalten und ein Museum an diesem Ort zu errichten. Erst 1988, im Zusammenhang mit dem Gedenken an die Reichspogromnacht von 1938, wurde auf die Vorschläge eingegangen. Sie passten in das außenpolitische Konzept der DDR, sich weltweit als judenfreundlich zu präsentieren. Die Stiftung "Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum" wurde gegründet, und mit großem propagandistischem Aufwand fand am 10. November 1988 die symbolische Grundsteinlegung für den Wiederaufbau statt. Zwei Jahre später - inwischen hatte die Wende die geteilte Stadt und damit auch die Jüdische Gemeinde wieder vereint - konnte das Richtfest gefeiert werden. Die gold-blaue Kuppel hat sich heute längst in das Berliner Stadtbild eingefügt.

Nachdem wir die Synagoge besichtigt hatten, fuhren wir zur Gedenkstätte Deutscher Widerstand, die im Bendlerblock (heutiges Bundesverteidigungsministerium) untergebracht ist. Zuerst standen wir im Innenhof des Bendlerblocks an dem Ort, wo Mitte Juli 1944 die Hitler-Attentäter um Claus Schenk Graf von Stauffenberg erschossen wurden. Eine in den Boden eingelassene Platte als Erinnerung verdeutlichte die Taten der Widerständler. Auf ihr heißt es: „Ihr trugt die Schande nicht, ihr wehrtet euch, ihr gabt das Große, ewig wache Zeichen der Umkehr, opfernd euer heißes Leben für Freiheit, Recht und Ehre.“ Von den Eindrücken des Denkmals im Innenhof bewegt, besuchten wir das Museum des Deutschen Widerstandes. Über 5 000 Bilder und Dokumente informieren exemplarisch über die Motive, Handlungen und Ziele von Einzelnen, Kreisen, Gruppen und Organisationen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. In unterschiedlichen Bereichen kann man sich im Museum über verschiedene Arten des Widerstandes informieren und wir erkannten einzelne Gruppierungen wie den „Kreisauer Kreis“ um James Graf von Moltke oder die „weiße Rose“ um die Geschwister Scholl dort wieder.

 

Treptower Park & Deutsch-Russisches Museum Karlshorst

Über die Mittagszeit entschlossen wir uns den Ostteil der Stadt genauer anzusehen, und so fuhren wir in den Treptower Park. Auf dem Weg passierten wir die ehemalige Stalin-Allee, bzw. Karl-Marx-Allee, die nach dem zweiten Weltkrieg in rasantem Tempo neu erbaut wurde. Plattenbauten en masse zieren die linke und rechte Seite der heutigen Frankfurter Allee, die so benannt ist, da sie auf das alte Stadttor, das Frankfurter Tor (Frankfurt a.d. Oder) zuläuft. Bekannt ist diese Straße für die Arbeiteraufstände am 17. Juni 1953, die aus dem mangelnden Interesse der DDR-Führung an der wirtschaftlichen Lage der Arbeiterschicht entstand. Im Treptower Park besichtigten wir das sowjetische Ehrenmal, welches 1949, im Gründungsjahr der DDR, von der Sowjetunion für die Ehrung der im zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten der roten Armee aufgestellt wurde. Die 30m hohe Statue zeigt einen im ideologischen Sinne tapferen Soldaten der roten Armee, der ein Kind auf dem Arm trägt und ein Hakenkreuz zertritt.

Im Anschluss an das beeindruckende Ehrenmal fuhren wir mit dem Bus durch Wohngebiete des Bezirkes Köpenick ins Deutsch-Russische Museum nach Berlin-Karlshorst, dem authentischen Ort der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945. Die Schüler informierten sich über den zweiten Weltkrieg nach dem Kriegseintritt der Sowjetunion 1941, der bereits im Unterricht intensiv behandelt worden war. Kurz nach Mitternacht am 9. Mai 1945 unterzeichnete Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel den Waffenstillstandsvertrag und besiegelte damit das Ende des zweiten Weltkrieges und des Nazi-Terrors. Im Garten befindet sich eine Sammlung von 3-4 alten sowjetischen T34 Panzern.

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Schüler vor dem Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park

 

Deutsches Historisches Museum (DHM)

Für den Nachmittag stand der Besuch des Deutschen Historischen Museums auf dem Plan. Dieses ehemalige preußische Zeughaus, in seinem historischen Umfang einmalige Museum in der Nähe der Humboldt-Universität an der Straße „Unter den Linden“ gelegen, versteht sich als „Ort der Aufklärung und Verständigung über die gemeinsame Geschichte von Deutschen und Europäern.“ Aufgeteilt in vier Gruppen thematisierten wir unter der Führung von Historikern die jüngere deutsche Geschichte- Deutschland nach 1945. Die Nachkriegszeit, die Ära Adenauer, die RAF-Zeit und die Wiedervereinigung, um einige Themen zu nennen, sind an vielen Original-Dokumenten, Bildern, Plastiken und Ausstellungsstücken im DHM zu besichtigen. Das 1987 zum 750-jährigen Stadtjubiläum der Stadt Berlin gegründete Museum verdeutlicht in besonderer Weise, wie sich die deutsche Geschichte in Europa einfügt und ebenso welches Unrecht in zwei aufeinander folgenden totalitären Systemen, dem Nationalsozialismus und der Teilung, begangen wurde.

 

Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen

Der Samstag morgen begann mit einer Fahrt von Schöneberg nach Hohenschönhausen. Der Bezirk Hohenschönhausen war während der Zeit der Teilung ein Sperrgebiet. Auf Stadtkarten waren Grauzonen eingezeichnet, die Bürger wussten nicht, was sich hinter den Mauern abspielte. Hohenschönhausen ist heutzutage der Inbegriff für Verbrechen des DDR-Regimes. Von 1951 bis 1989 befand sich hier das „zentrale Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit“. In den Anfängen des Stasi-Gefängnisses diente es der DDR vorrangig dazu, sog. „Republikflüchtlinge“ zu inhaftieren. Physische und psychische Folter als Methoden der Geständniserpressung und vor allen Dingen der Prozess der Zermürbung der Häftlinge waren charakteristisch für die Situation im Stasi-Gefängnis. Zuerst sahen wir einen Film zur Geschichte des Gefängnisses. Seit einigen Jahren gibt es die Möglichkeit, dass Besucher und Schulklassen von ehemaligen Opfern des Stasi-Regimes durch das Gefängnis geführt werden, so dass in beeindruckenden Berichten deutlich wird, welch grausame Entwicklung das Leben der Inhaftierten nahm. Einer dieser Inhaftierten war Karl-Heinz Richter, der einen Teil unserer Gruppe durch das Lager führte. An seinem Beispiel kann man das Schicksal dieser Menschen sehr deutlich machen. Richter, der sich schon während seiner Schulzeit gegen das SED-Regime auflehnte, wollte sich der kommunistischen Gewaltherrschaft nicht länger beugen und versuchte im Januar 1964 mit mehreren Freunden auf einen Zug von Ost- nach West-Berlin zu springen. Richter war der einzige, dem dies nicht gelang, er stürzte ins Gleisbett. Aus Angst von Grenzposten der DDR entdeckt zu werden, sprang er eine 7m hohe Brücke hinab und brach sich beide Beine und einen Arm. Er rettete sich noch nach Hause, wurde aber vier Tage später vom Ministerium für Staatssicherheit wegen „versuchter Republikflucht“ inhaftiert. Richter gelang es 1975 durch einen „Ausreiseantrag“ mit seiner Frau und seiner Tochter die DDR zu verlassen. Nachdem er in Berlin-Wedding eine Wohnung gefunden hatte, versuchte er als Transit-Fahrer DDR-Bürger in den Westen zu schaffen. 18 Menschen verhalf Karl-Heinz Richter zwischen 1975 und 1989 in die Freiheit.

Richter, heute 65, schilderte mit ruhigem Ton seine schrecklichen Erfahrungen. Seinen Groll gegenüber dem Unrechtsstaat hat er abgelegt. Er will sich vorrangig für die Aufklärung und die politische Bildung junger Menschen am Beispiel des alten Stasi-Gefängnisses einsetzen. Seine Erlebnisse hat Richter in dem Buch „Berlin-Moskau-Express“ niedergeschrieben.

 

Haus der Wannseekonferenz

Nach den beeindruckenden Begegnungen in Hohenschönhausen kehrten wir inhaltlich wieder zurück in die Zeit des Nationalsozialismus. Unmittelbar vor unserer Reise, am 20. Januar 2012, hielt Bundespräsident a.D. Christian Wulff in einer beeindruckenden Villa am Wannsee eine Rede, in der er das nationalsozialistische Regime und den Holocaust verurteilte, sowie vor dem Neonazismus warnte. An diesem Tag vor genau 70 Jahren fand die sogenannte Wannseekonferenz unter der Leitung von Reinhard Heydrich, dem Leiter des Reichssicherheitshauptamtes und dem Organisator der „Endlösung der Judenfrage“, statt. Wir spazierten um die 1915 erbaute ehemalige „Villa Marlier“ und blickten auf den zugefrorenen Wannsee. Ein gewisser Kontrast wurde schnell deutlich. Diese schöne Villa direkt am Ufer des Wannsees war der Ort einer Konferenz, die eines der größten Verbrechen der Menschheit organisierte- die planmäßige Vernichtung der europäischen Juden. Der Konferenzsaal im Ostteil des Hauses ist vollständig erhalten und so besichtigten wir das Haus und interessierten uns sehr für die Rollen der 15 NS-Verbrecher, die sie im Januar 1942 an diesem Ort spielten.

 

Cecilienhof & Sanssouci

Nach unserem Aufenthalt am Wannsee fuhren die Busse weiter in südöstlicher Richtung nach Potsdam. Dort standen für uns noch zwei weitere Programmpunkte auf der Agenda. Zum einen wollten wir den Cecilienhof, in dem Ende Juli 1945 die sog. „Potsdamer Konferenz der Hauptalliierten“ stattfand, ansehen. Zum anderen waren sich alle einig, dass im Friedrich-Jahr 2012 auch ein Abstecher zum Schloss Sanssouci erfolgen muss. Das Schloss Cecilienhof, heute zum Großteil ein Fünf-Sterne-Hotel, gilt als der letzte Bau der Hohenzollern-Monarchie und war ein Geschenk Kaiser Wilhelms II. an seinen Sohn Kronprinz Wilhelm, dessen Gemahlin Cecilie hieß und somit Namensgeberin für das Schloss war. Traurige Berühmtheit erlangte das Schloss neben der Teilung der deutschen Gebiete durch die Alliierten auch dadurch, dass Harry S. Truman, der 33. Präsident der USA, von hier aus den Befehl zum Abwurf der Atombombe auf Hiroshima gab.

Der krönende Abschluss unserer dreitätigen Fahrt war der Besuch des Schlosses Sans Souci in Potsdam. Am 24. Januar 2012 hatten wir in der Schule über Friedrich den Großen gesprochen, der an diesem Tag 300 Jahre alt wurde, und nun stand die gesamte Oberprima des Ratsgymnasiums um sein mit Kartoffeln bespicktes Grab herum. Die Sonne war gerade im Begriff am Horizont zu verschwinden und so zückten wir, bevor wir das Neue Palais und den Schlossgarten ansahen, noch unsere Kameras und machten ein Gruppenfoto vor Schloss Sanssouci im Abendsonnenschein.

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Oberprima vor dem Schloss Sanssouci in Potsdam

 

Resümee & Danksagung

Am Ende unserer Fahrt ist es vor allem wichtig, die besondere Wertigkeit, die diese Fahrt ausmacht, deutlich zu machen. Von Seiten der Schüler wird diese Fahrt als sehr wichtig empfunden, da sie die Abschiedsfahrt vom Schulalltag darstellt. Das Abitur steht kurz bevor, und neben den religiösen Studientagen in der 10. Jahrgangsstufe, bildet diese Fahrt die einzige Möglichkeit, mit der ganzen Stufe wegzufahren. Berlin, als Schmelztiegel deutscher Geschichte, in so einem Umfang kennenlernen zu dürfen, verlangt den organisierenden Lehrkräften einiges ab. Es ist nicht immer einfach die Schüler des 21. Jahrhunderts für Geschichte zu begeistern, doch ist es in Berlin und Potsdam in einem bis dato noch nie da gewesenen Umfang in herausragender Weise gelungen.

Im Namen meiner Stufe möchte ich mich ganz herzlich bei Normann Graeser und Sebastian Reichelt für die außerordentlich gute Organisation und Planung der Fahrt bedanken. Beide Lehrer haben sich durch dienstliche und private Reisen in der Vergangenheit einen sehr umfangreiches Wissen über die Stadt und alles historisch und soziokulturell Relevante angeeignet, und so konnten wir Schüler für unser Abitur viel dazu lernen und bereits Gelerntes mit Bildern in unseren Köpfen füllen. Ein weiterer Dank gilt Jörg Gransow, der als Berliner viel Historisches, aber auch die ein-oder andere Anekdote beisteuerte. Diese Fahrt wird uns für alle Ewigkeit in sehr guter Erinnerung bleiben, da bin ich sicher.

Florian Eick

Bielefeld, Februar 2012