In 99 Stunden durch Berlin – die Studienfahrt nach Berlin (30.01-03.02.2013)
Es gibt auf der Welt nur wenige Städte, in deren Geschichte sich zugleich auch die Geschichte des Landes widerspiegelt, in der sie sich befindet. Berlin ist zweifellos eine solche Stadt. Angefangen mit der Märzrevolution 1848, in der die Bevölkerung ihren Wille zur Freiheit und nationalen Einheit kundgetan hat, über zwei Weltkriege, die das Gesicht Berlins, Deutschlands und Europas verändert haben, und eine 28 Jahre lange Teilung durch eine Mauer bis hin zur Wiedervereinigung im Oktober 1990, war Berlin Dreh- und Angelpunkt des politischen sowie gesellschaftlichen Lebens. Auf Grund dieser vielfältigen Geschichte ist diese Stadt immer das Ziel der historischen Studienfahrt der Oberprima im letzten Schuljahr. Anders als bei den Studienfahrten im Herbst, fährt bei dieser Exkursion die ganze Stufe mit. In den letzten Jahren betrug die Anzahl der Schülerinnen und Schüler immer 60 bis 70, doch da es sich bei diesem Jahrgang um den Doppeljahrgang handelt, fuhren insgesamt 115 Schüler mit. Dies ist und wird noch lange einzigartig bleiben. Auf Grund dieser hohen Zahl von Schülern, fuhren dieses Mal sechs Lehrer/innen mit: Frau Winke und Frau Unverfehrt sowie Herr Altenberend, Herr Graeser, Herr Gerwin und Herr Magofsky.
Mit einem Reader und einem straffen Zeitplan im Gepäck, fuhr die Gruppe dann am Mittwoch, den 30. Januar, pünktlich um 15.30 Uhr vom Tierpark Olderdissen mit zwei Bussen los. Schon auf der fünfstündigen Fahrt nach Berlin wurden die Schüler auf die kommenden Tage mit Filmmaterial eingestimmt. Während im einen Bus „Goodbye Lenin“ gezeigt wurde, erfreuten sich die Schüler im anderen Bus an „Deutschland im Jahre Null“ von Roberto Rossellini. Vom Tag schon sichtlich ermüdet, traf die Schulgruppe gegen 21 Uhr in Berlin ein und konnte direkt die Zimmer im „gut überwachten“ Hotel in der Nähe des Kurfürstendamms beziehen. Der Abend stand dann zur freien Verfügung und man konnte eine erste kleine Stadtbesichtigung machen, um danach in einer der vielen Bars und Kneipen den Tag ausklingen zu lassen.
Am nächsten Tag stand um 8.30 Uhr der erste Programmpunkt auf dem Plan und bei einem Blick auf eben diesen wurde erkennbar, dass schon der erste Tag ein langer und anstrengender werden sollte. Da der Besuch von Gebäuden, Museen und Gedenkstätten mit 115 Personen gleichzeitig nicht möglich ist, unternahmen die beiden Gruppen an zwei Tagen unterschiedliche Aktivitäten. An diesem Vormittag war für den einen Teil der Stufe unter anderem ein Besuch im Reichstag vorgesehen, der andere Teil behandelte zunächst den Themenbereich des Nationalsozialismus. So begann meine Gruppe den Tag, der sich vorrangig der Geschichte Berlins sowie der Symbolik ihrer Wahrzeichen widmen sollte, im Nikolaiviertel, um von dort am Stadtschloß, welches sich noch im Wiederaufbau befindet, und am Balkon, von dem aus Karl Liebknecht am 9. November 1918 die Räterepublik ausgerufen hat, vorbei zum Bebelplatz zu gehen. Auf diesem fanden im Mai 1933 die von den Nationalsozialisten inszenierten Bücherverbrennungen statt. Nachdem dieses Thema an Hand eines Schülervortrags vertieft worden war, brach die Gruppe wieder in Richtung Reichstag auf. Vorbei am Gendarmenmarkt und durch das Brandenburger Tor als deutsches Nationalsymbol trafen wir dann gegen 11.30 Uhr am Reichstagsgebäude ein. Nach der obligatorischen Kontrolle durch die Polizei wurden wir in das Gebäude geführt und zum Fraktionssaal der Partei „Die Grünen“ geleitet, wo schon Frau Britta Haßelmann auf uns zum Gespräch wartete. Als Abgeordnete mit dem Wahlkreis Bielefeld steht Frau Haßelmann schon lange als Gesprächspartnerin für die Jahrgänge des Ratsgymnasiums zur Verfügung. Bei dem einstündigen Gespräch konnte Mann und Frau Fragen zu ihrer politischen Tätigkeit und dem allgemeinen politischen Tagesgeschäft stellen. Der Abschluss des Bundestagsbesuchs wurde von einem gemeinsamen Foto in der von Norman Foster entworfenen Glaskuppel gekrönt. Der andere Teil der Stufe konnte am darauf folgenden Tag noch einer Bundestagssitzung beiwohnen, in der über das NPD-Verbotsverfahren debattiert wurde. Erschöpft vom ersten Teil des Tages wurde die Mittagspause eingeläutet, doch durfte diese auch nicht zu lange währen, da um 15 Uhr der nächste Programmpunkt anstand, nämlich der Besuch des Deutschen Historischen Museums. Gerade für die Schülerinnen und Schüler, die Geschichte als Abiturfach haben, bot die Ausstellung zur Wiederholung einen guten Überblick über die deutsche Geschichte. Nicht nur reichlich Textmaterial, sondern auch viele Gegenstände der damaligen Zeit wie z. B. Wahlplakate und Uniformen oder der auch der sehr große Schreibtisch Adolf Hitlers aus der Neuen Reichskanzlei wurden in der Ausstellung präsentiert. Als die Gruppe dann gegen 17 Uhr im Bus saß und zuschauen konnte, wie der Himmel über Berlin immer dunkler und die Häuser gleichzeitig immer heller wurden, stand noch ein letzter Programmpunkt auf dem Plan, nämlich das Mauer-Panorama am Checkpoint-Charlie. In einer Stahlrotunde erschuf der Künstler Yadegar Asisi ein 900m2 großes Gemälde, welches die Mauer sowie die anliegenden Häuser in Ost- und Westberlin an einem Herbstabend zeigt. Dies konnte dann der ganze Jahrgang von einem Holzpodest, wie es sie tatsächlich an der Sperranlage gegeben hat, anschauen, während durch die Lautsprecher Walter Ulbricht mit seiner prägnanten Stimme immer und immer wieder verkündete, dass niemand die Absicht habe, eine Mauer zu errichten. Nach dieser Ausstellung war das Programm für den Tag beendet und die Schüler konnten selbst entscheiden, wie sie den Abend verbringen wollten. Gerade in Berlin bieten sich viele Möglichkeiten, das Abendprogramm vielfältig zu gestalten. Vor allem die Bezirke Prenzlauer Berg, Kreuzberg und Friedrichshain haben sich als neue Szeneviertel etabliert und bieten mit ihren vielen Bars und Kneipen gute Möglichkeiten den Abend zu genießen.
Am nächsten Tag stand dann für meine Gruppe der Themenbereich des Nationalsozialismus und der Erinnerung an NS-Herrschaft und Holocaust an. Gerade in Berlin kann man die Zeit des Nationalsozialismus an ehemaligen Schauplätzen und Gebäuden gut aufzuarbeiten. Einer dieser Orte ist das Strafgefängnis Plötzensee, in dem von 1933-45 insgesamt über 2.891 Menschen hingerichtet worden sind. Auch konnte man sich an diesem Ort ein Bild von der Gedenkkultur der 1950er Jahre machen, die sich deutlich von der heutigen unterscheidet. Als nächstes folgte der Besuch der Gedenkstätte des deutschen Widerstands im Bendlerblock, der heute als Zweitsitz des Verteidigungsministeriums fungiert. Im Innenhof des Gebäudekomplexes wurden am 20. Juli 1944 nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler die Hauptakteure um Claus Schenk Graf von Stauffenberg hingerichtet. Heute erinnern eine Bronzefigur mit gefesselten Händen und eine kleine Dokumentation der Persönlichkeiten an die Hinrichtungen in dem Hof. Im Innern des Gebäudes ist zudem das Thema Widerstand an Hand einer Ausstellung aufbereitet worden, die danach von den Schülern besucht wurde. Da sie jedoch sehr textlastig war und die genaue Struktur nicht klar erkennbar wurde, brach die Gruppe etwas erschöpft vom vielen Lesen zum Potsdamer Platz auf, um dort die Mittagspause zu verbringen. Der Potsdamer Platz ist einer der größten Plätze Berlins, an welchem sich unter anderem das Sony Center befindet, in dem jährlich die Berlinale stattfindet. Nach der einstündigen Pause traf sich die Gruppe vor der Ausstellung „Topographie des Terrors“ in der ehemaligen Prinz-Albrecht-Straße 8, wo sich in der Zeit des Nationalsozialismus u. a. das Hauptquartier der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) befand. Dies ist heute noch an den freigelegten Zellen zu sehen, die sich am Eingang zur Ausstellung befinden. Die Topographie des Terrors, die seit 1987 zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus beiträgt, wurde anschließend von den Schülern besucht. Sie befindet sich seit 2010 in einem Neubau und enthält neben den üblichen Informationstafeln auch viele Dokumente und Video- sowie Audioaufnahmen, so dass ein guter Eindruck von Herrschaft und Alltag, Verfolgung und Unterdrückung in dieser Zeit vermittelt werden konnte.
Von der Ausstellung ging es dann weiter in Richtung Stelenfeld, dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Auf dem Weg dorthin kamen die Schülerinnen und Schüler auch am Gebäude des Bundesfinanzministeriums vorbei, das durch seine Größe hervorsticht. 1935 als Reichsluftfahrtministerium gebaut, diente es von 1949-1989 als Haus der Ministerien der DDR. Ganz in der Nähe des sog. Detlev-Rohwedder-Hauses befindet sich die U-Bahn-Station Mohrenstraße, in die ein kleiner Abstecher gemacht wurde, da in der Station nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges vermutlich der rote Marmor („Saalburger Marmor“) aus Hitlers Neuer Reichskanzlei verbaut worden ist. Am Stelenfeld angekommen, durfte zunächst jeder für sich das von Peter Eisenmann entworfene Denkmal für die ermordeten Juden Europas durchqueren, um dann, der Zufall wollte es so, mit anschauen zu dürfen, wie mit einem Polizeiaufgebot der amerikanische Vize-Präsident Joe Biden zum Eingang der angrenzenden US-Botschaft geführt wurde. Nach diesem für Berlin typischen Vorkommnis wurde die unter dem Mahnmal liegende Ausstellung besucht, die sich mit der Thematik des Judenmords im Zweiten Weltkrieg befasst. Nach gut einer Stunde Besichtigung kam die Gruppe wieder aus der Ausstellung heraus und wurde mit dem Bus zum Hotel zurück gefahren, um sich für den anstehenden Konzertbesuch umzuziehen. Denn für den Abend war der Besuch eines Sinfoniekonzerts mit Werken von Franz Schubert in der Komischen Oper vorgesehen, zu der die ganze Stufe gegen halb acht gebracht wurde. Den Schülern wurde danach die Möglichkeit eröffnet, die restliche Nacht individuell zu gestalten oder mit dem Bus ins Hotel zurückzukehren. Da das Tagesprogramm nun schon zwölf Stunden dauerte, kehrte jeder Schüler mit dem Bus ins Hotel zurück. Die Fahrt ging durch das erleuchtete Berlin am Reichstag vorbei hin zum Schloss Bellevue und dann über den Kreisverkehr an der Siegessäule, bis das Hotel erreicht war. Ermüdet vom ganzen Tagesprogramm begann dieses Mal schon früh die Nachtruhe und das war auch dringend angeraten, da das Frühstück für den nächsten Tag wieder auf halb acht angesetzt worden war.
Der dritte Tag der Studienfahrt stand ganz im Zeichen des Kalten Krieges und der deutschen Teilung, die chronologisch von 1949 bis 1990 an unterschiedlichen Orten untersucht wurde. Der erste zu besuchende Ort war der Flughafen Tempelhof, der heute nicht mehr in Betrieb ist. Er war 1948/49 Dreh- und Angelpunkt der ersten Berlinkrise. Da die Sowjetunion die Zufahrtswege nach Westberlin gesperrt hatte, sahen sich die West-Alliierten unter der Führung der USA zu einer „Luftbrücke“ gezwungen, die die West-Berliner Bevölkerung mit dem Lebensnotwendigsten versorgen sollte. Insgesamt 277.569 Flugzeuge landeten und starteten in der Zeit der Blockade am Flughafen Tempelhof, woran ein Denkmal aus Beton vor dem Gebäude erinnert. Nicht weit von diesem Ort liegt der Treptower Park, der als nächstes angesteuert wurde. Im Treptower Park steht das etwa 10 Hektar große sowjetische Ehrenmal zum Gedenken der toten Soldaten der Roten Armee bei der Einnahme Berlins. Allein die Größe dieses Mahnmals führt die Gigantonomie der sowjetischen Gedenkkultur vor Augen. Da das Wetter in Berlin leider umschlug und es anfing zu regnen, setzte sich die Gruppe wieder in den Bus, um zum ehemaligen Stasigefängnis Hohenschönhausen gebracht zu werden, in dem für 10.30 Uhr eine Führung vorgesehen war. Das Gefängnis, welches auf DDR-Karten nicht verzeichnet und auch für Anwohner unbekannt war, wurde ab 1945 als zentrale Untersuchungshaftanstalt der sowjetischen Geheimpolizei genutzt, bis es 1951 vom Ministerium für Staatssicherheit übernommen wurde. Nach einem 30-minütigen Einführungsfilm wurde die Gruppe geteilt und von jeweils einem Mitarbeiter der Gedenkstätte durch die Räumlichkeiten geführt. Bei diesen Mitarbeitern handelt es sich um ehemalige Inhaftierte, die der Nachwelt ein Bild von der Situation im Gefängnis machen wollen. Der Zeitzeuge, der uns durch die Gedenkstätte führte, war ein sehr offener Mitarbeiter, der uns im typischen Berliner Dialekt auch vieles aus seinem eigenen Leben erzählte. Zunächst informierte er uns über den Aufbau des Gefängnisses und die Unterbringung sowie die Methoden, mit denen die Mitarbeiter der MfS versuchten, ihre Gefangenen zu „zersetzen“. Diese Schilderungen waren sehr gut nachvollziehbar, da man uns auch einen Blick in die Zellen gewährte, in denen man durch viele Methoden (Temperaturveränderungen, Dunkelheit etc.) den Gefangenen mürbe machte. Doch vor allem die Geschichte unseres Leiters hat es der Gruppe angetan, da er erklärte, weshalb er nach Hohenschönhausen gekommen ist, wie es ihm dort ergangen ist und welche Auswirkungen die Gefangennahme auf sein heutiges Leben hat. Am Beispiel dieses Mannes und dieses Ortes wurde allen vor Augen geführt, dass es sich bei der DDR um einen Unrechts- und Unterdrückungsstaat gehandelt hat. Nach diesem ausführlichen Besuch ging es weiter zum Alexanderplatz, um dort die Mittagspause zu verbringen. Auf dem Weg dorthin, fuhr der Bus durch die Karl-Marx-Allee (ehemals „Stalin-Allee“) und an Hand der „Arbeiterpaläste“ auf der „Prachtstraße der DDR“ wurde wieder einmal der Hang zur Gigantonomie der Sowjetunion deutlich. Vorbei ging es auch am Café Moskau und der Karl-Marx-Bibliothek, die auch im Film Das Leben der Anderen zu sehen ist. Als die Mittagspause auf dem Alexanderplatz vorbei war, wurden zunächst Referate über die „Stalin-Allee“ und zum Aufstand vom 17. Juni 1953 gehalten. Der 17. Juni, welcher bis 1990 der „Tag der deutschen Einheit“ in der Bundesrepublik war, hat in der DDR-Geschichte eine besondere Bedeutung, da sich bei diesem Volksaufstand zum ersten Mal die Bürger gegen das System öffentlich aufgelehnt haben. Dieser Tag, an dem mit den Füßen abgestimmt worden ist, trug auch zur Entscheidung zum Bau der Mauer 1961 bei. Um diese Mauer ging es im nächsten Programmpunkt am Mauermuseum in der Bernauer Straße, wo bis heute noch ein originaler Teil der Mauer mit Todesstreifen und Wachtürmen zu sehen ist. Bekannt geworden ist die Bernauer Straße dadurch, dass die Wohnhäuser zum Territorium der DDR gehörten, der Gehweg aber zu Westberlin, weshalb es zu Aktionen gekommen ist, in denen Familien aus dem Fenster sprangen, um noch die DDR verlassen zu können. An der Bernauer Straße gibt es zudem noch ein Dokumentationsgebäude, in dem die Geschichte der Mauer dargestellt ist. Ein wichtiger Tag der deutschen Geschichte ist der 9. November 1989, an dem die Mauer „fiel“ und die Menschen der DDR aus ihrem Land ausreisen konnten. Ein Ort, der mit dem Mauerfall am 9. November in Verbindung gebracht wird, ist die Bornholmer Straße, die danach besucht wurde. Der ehemalige Grenzübergang an der Bornholmer Straße war nämlich der erste, der an diesem Tag geöffnet wurde. Auch hier wurden Informationstafeln installiert. Nachdem die Ereignisse des 9. Novembers in den Gruppen besprochen worden waren, stieg die Gruppe wieder in den Bus. Nach kurzer Absprache fuhr man dann nicht zum Hotel zurück, sondern noch zum Schloss Schönhausen im Bezirk Pankow. Das 1664 erbaute Schloss diente von 1949-1960 Wilhelm Pieck, dem Präsidenten der DDR, als Amtssitz und wurde nach dessen Tod zum Gästehaus der DDR umfunktioniert. Ho Chi Minh, Fidel Castro und Michail Gorbatschow zählten zu den Gästen dieses Hauses. Mit diesem Programmpunkt endete dann der Tag. Der letzte Abend einer Studienfahrt für die Schülerinnen und Schüler hatte begonnen, was bis in die frühen Morgenstunden ausgekostet wurde.
Recht müde begann am Sonntag der letzte Tag der Studienfahrt. Dieses Mal ging es nach Potsdam, der Landeshauptstadt Brandenburgs. Zunächst wurde das Schloss Cecilienhof angefahren, in dem im Juli und August 1945 die Potsdamer Konferenz stattfand, auf welcher Winston Churchill (später Clement Attlee), Harry S. Truman und Josef Stalin über ihr weiteres Vorgehen in Deutschland und Europa berieten. Leider war es nicht möglich in das Gebäudeinnere zu gelangen, wo der runde Tisch der Konferenzteilnehmer zu sehen ist, doch genügte ein kurzer Sparziergang durch den anliegenden Park. Vom Heiligen See, in dessen Nähe sich der Hof befindet, fuhren wir dann in das Stadtzentrum. Dort wurde u. a. der „Tag von Potsdam“ besprochen, an welchem es zu dem berühmten Händedruck von Hitler und Hindenburg kam. Danach konnten die Schülerinnen und Schüler die restliche Innenstadt in kleineren Gruppen erkunden, z. B. die Garnisonkirche oder das Holländische Viertel. Es war auffallend, dass in Potsdam viel renoviert und restauriert wird, so wird beispielsweise das Potsdamer Stadtschloss wieder aufgebaut, in das nach seiner Fertigstellung der brandenburgische Landtag einziehen wird. Die letzten Sehenswürdigkeiten dieses Tages und der ganzen Studienfahrt war Schloss Sanssouci, die persönliche Sommerresidenz Friedrich II sowie das Neue Palais. Von dort aus besuchten wir das Grabmal Friedrichs des Großen, auf dem immer Kartoffeln zu finden sind, da er seinen Bauern befohlen hatte, Kartoffeln für die Zeiten des Krieges und der Not anzupflanzen, was dem Großteil der Bevölkerung das Überleben gesichert hat. Über die großen Treppenanlagen ging es weiter zum Neuen Palais, was einen 20-minütigen Spaziergang bedeutete. Im Gegensatz zum Schloss Sanssouci handelt es sich beim Neuen Palais um ein Repräsentationsgebäude, was sich an der Größe und Verzierung erkennen lässt. Doch auch hier hat Friedrich II. sparen lassen und die Steine des Gemäuers sind zum größten Teil aufgemalt. Mit diesem Spaziergang endete dann endgültig die Studienfahrt und alle Schülerinnen und Schüler waren froh, im Bus zu sitzen und sich von den anstrengenden Tagen auf der Heimfahrt zu erholen. Als beide Busse um 18.30 Uhr den Parkplatz des Tierparks Olderdissen erreichten, waren genau 99 Stunden seit der Abfahrt von diesem Ort vergangen. In diesen Stunden hat jede Schülerin und jeder Schüler sehr viel gesehen und vielfältige Eindrücke von Berlin und Potsdam mitgenommen.
Das gute Gelingen dieser Fahrt ist den eingangs erwähnten sechs Lehrern zu verdanken, die schon ein halbes Jahr zuvor mit der Planung begonnen hatten, zumal es sich mit 115 Schülern um die bis dahin größte Studienfahrt in der 455jährigen Geschichte des Ratsgymnasiums gehandelt hat. Aber nicht nur die Größe der Gruppe hat diese Fahrt einzigartig gemacht. Für diese unvergessenen 99 Stunden sei im Namen aller Schülerinnen und Schüler gedankt.
Jan Beutler
Februar 2013