Wer träumt nicht davon, einmal das Land zu betreten, das schon so viele Dichter, Denker und Künstler bereist haben und das immer wieder als die Wiege der abendländischen Kultur bezeichnet wird.
Nach einer langen Phase der Vorfreude und Vorbereitung (Referate, Reiseutensilien uvm.) war es endlich soweit: Wir Schüler - zusammen mit unseren begleitenden Lehrkräften Herrn Basista und Frau Leiser - brachen zur Studienreise nach Griechenland auf.
Am Sonntag morgen um 7.00 Uhr fanden sich alle Fahrtenteilnehmer auf dem Parkplatz am Johannisberg ein, so dass dem Start unserer Reise eigentlich nichts im Wege stand. Leider erreichte der Bus jedoch erst um 9.30 Uhr den Johannisberg. So konnte uns Busfahrer Armin erst dann begrüßen. Wir durchfuhren Deutschland und landeten schließlich abends in der Jugendherberge von Innsbruck. Durch die zeitliche Verzögerung am Morgen musste der Besuch der Münchner Glyptothek leider ausfallen. Die unvorhergesehene Entwicklung dieses Tages tat unserer guten Stimmung jedoch keinen Abbruch.
Am nächsten Tag erreichten wir am Mittag bei strömendem Regen den Hafen von Venedig, wo unser Schiff nach Patras ablegte. Aus dem Sonnenbaden auf dem Schiff, das wir erwartet hatten, wurde ebenso wenig wie aus der Übernachtung an Deck. Stattdessen erlebten wir eine stürmische Nacht mit bis zu drei hohen Wellen. Da verkrochen wir uns lieben auf den Fluren unter dem Deck in unseren Schlafsäcken.
Doch auf Regen folgt bekanntlich Sonnenschein: Kaum befuhren wir mit dem Schiff griechisches Meer, brach die dichte Wolkendecke mehr und mehr auf, so dass wir am letzten Abend auf dem Schiff sogar einen wunderschönen Sonnenuntergang erlebten.
Nach 36 Stunden Schifffahrt legten wir am Mittwoch morgen in Patras an. Die Peloponnes erwartete uns mit angenehmen Temperaturen um 30°C und strahlend blauem Himmel erwartete. In bester Sommerstimmung brachen wir mit unserem klimatisierten Bus zu der ersten Station in Griechenland auf, die auch gleichzeitig einen ersten Höhepunkt bedeutete: Olympia.
Im idyllischen Olympia angekommen wurden sofort die Sonnenbrillen und Fotoapparate ausgepackt. Nun stand der Besichtigung des antiken Heiligtums nichts mehr im Wege. Unter fachlicher Anleitung durchwanderten wir die Stätten, in denen sich vor langer Zeit die besten der besten Athleten untereinander maßen. Am Nachmittag stand nach einer Mittagspause mit Brot, Käse und Weintrauben der Museumsbesuch auf dem Programm.
Am frühen Abend durften war unseren ersten von sieben Campingplätzen, die uns in Griechenland Unterkunft boten, bestaunen. Er lag wenige Minuten entfernt vom Ortskern von Olympia am Berg und sorgte mit einem Swimmingpool für eine angenehme Erfrischung nach dem anstrengenden Tag im Heiligtum. Unser erster Abend wurde beschlossen mit einem köstlich zubereiteten gemeinsamen Nudelessen und gemütlichem Beisammensein mit Gartenfackeln.
Am nächsten Tag durften wir auf dem Weg in die Argolis mit den serpentinenförmigen Bergstraßen der malerischen Berglandschaft von Arkadien Bekanntschaft machen. Es grenzt an ein Wunder, dass wir mit unserem viel zu langen Bus nicht auf den engen Straßen steckengeblieben sind. In einem urigen Bergdorf war es fast soweit, als ein parkendes Fahrzeug die Fahrbahn doch erheblich verengte. Am Ende half sogar der Bürgermeister des Dorfes, unseren Bus an dem parkenden Auto vorbeizulotsen.
So kamen wir am Nachmittag gut in Mykene an, um die Burg des Agamemnon und die Kuppelgräber unter die Lupe zu nehmen.
Am Abend erreichten wir den Campingplatz von Drepanon, wo erst einmal baden im Meer angesagt war. Im Ort selbst suchten wir dann eine Taverne auf, in der wir alle griechischen Bauernsalat und Souflaki zum "special price" aßen. Der nächste Tag beinhaltete ein Mammutprogramm. Zunächst besichtigten wir das Asklepiosheiligtum von Epidauros. Das in den Berg gebaute Theater wird sicherlich jedem von uns in wunderbarer Erinnerung bleiben. Mit dem Aufsagen des Proömiums von Homers Odyssee zeigten zwei Schüler, wie großartig die Akustik in diesem Freilichttheater ist. Dies machte auch eine vermutlich aus Bayern stammende Frau mit ihren Jodelgesängen deutlich.
Von Epidauros aus ging es weiter zum Heraion in Argos, dann nach Korinth, wo wir vor allem die Reliquien des Apollon-Tempel bestaunten, bevor wir am Abend nach der Überquerung des Isthmos' die Betonwüste von Athen erreichten. Unser Campingplatz lag direkt an einer Hauptstraße. Diesen Mangel vergaßen wir jedoch schnell, als wir die sanitären Einrichtungen erblickten. Waschbecken mit Marmorverkleidung blitzten uns entgegen. Dieser Campingplatz sollte uns nun die nächsten drei Nächte Quartier bieten, wenn wir uns tagsüber mit der Millionenstadt Athen beschäftigten.
Das erste, was wir bei Tageslicht von Athen mitbekamen, war das hektische Verkehrstreiben und selbstverständlich die strahlende Sonne, wenn auch bei etwas dunstigem Großstadthimmel. Unsere ersten Besichtigungsobjekte führten uns sofort ins Zentrum von Athen: Das Olympieion, der Hadriansbogen, die griechische Agora, wo einst Sokrates die Athener mit seinen Fragen durchbohrte, und schließlich die Akropolis.
Nach dieser langen Tour in der Stadt fuhren am Nachmittag dieses Samstages in den Süden Attikas, nach Kap Sunion, wo der Poseidon-Tempel in wunde schöner Lage über dem Meer beheimatet ist. Zusammen mit der sich neigenden Sonne durften wir ihn bewundern. Den Sonnenuntergang, den wir anschließend in voller Pracht erlebten, wird wohl kaum einer von uns vergessen.
Der uns bevorstehende Samstagabend musste natürlich in der Innenstadt von Athen verbracht werden. So manch einer verlor sich in einer Taverne mitten in der Plaka oder auch in einer Disco...
Am nächsten Tag stand der mit viel Vorfreude erwartete Tagesausflug zur Insel Aigina auf dem Programm. Nach der Besichtigung des Aphaiatempels hatten wir endlich einmal Zeit zum vollkommenen Ausspannen. Bei märchenhaften Temperaturen von beinahe 35°C genossen wir den Strand und das Meer in vollen Zügen. Auf der Rückfahrt mit dem Schiff nach Athen erlebten wir abermals einen traumhaften Sonnenuntergang.
Der folgende Montag war bereits unser letzter Tag in Athen. Unsere Programmpunkte waren das Dionysos-Theater, das Lysikrates-Denkmal und abschließend das Nationalmuseum.
Nachmittags saßen wir alle wieder wohlbehalten im Bus, der uns zu unserer nächsten Station nach Marathon brachte. Der Campingplatz in Marathon lag direkt am Meer, was natürlich sofort ausgenutzt wurde durch ausgiebiges Baden, teilweise mit heftigen Wasserballspielen. Mit einer selbst zubereiteten Kartoffelsuppe konnte unser Hunger nach dem Baden bestens gestillt werden. Am nächsten Morgen genossen wir unser Frühstück bei der gerade aufgegangenen wärmenden Sonne. Danach verließen wir den Campingplatz, denn unsere nächsten Programmpunkte warteten auf uns: Der Grabhügel und das Museum in Marathon. Von Marathon aus fuhren wir über Theben weiter zum Kloster Hosios Lukas, ehe wir am frühen Abend bereits in Delphi ankamen. Dort erwarteten uns nun drei Tage auf einem idyllischen Campingplatz, mitten im Gebirge gelegen und mit einem atemberaubenden Ausblick bis zur Bucht von Itea. Die drei Tage in Delphi bildeten zweifelsohne den abschließenden Höhepunkt unserer Griechenlandreise. Wir besuchten das in den Hang konstruierte am Fuße des Parnass gelegene Apollon-Heiligtum sowie das Museum von Delphi. Außerdem wanderten wir zur korykischen Grotte, die schon von Homer besungen wurde. Einen ganzen Nachmittag verbrachten wir am Swimming-Pool des Campingplatzes, natürlich wiederum mit Sonne pur. An den Abenden kochten wir einmal selbst, einmal wurde uns von den sympatischen Besitzern des Campingplatzes Souflaki serviert, und am letzten Abend in Delphi gab es frische Koteletts.
Mit Mythos-Bier, Retsina-Wein und so einigen Pokerrunden, bei denen manche reicher, andere dafür umso ärmer wurden, beschlossen wir in gemütlicher Stimmung unsere Abende.
Wir verließen Delphi und niemand wollte wahrhaben, dass sich unsere Reise nun so langsam dem Ende näherte.
Von Delphi aus fuhren wir weiter zu den Thermopylen, wo 480 v.Chr. die Perser gegen die Spartaner gekämpft hatten, und darauf zu den Meteoraklöstern, die in beeindruckender Weise in der Berglandschaft um die Ortschaft Kalambaka herum errichtet worden sind. In Kalambaka schlugen wir am späten Nachmittag auf dem mitten im Ort gelegenen Campingplatz unsere Zelte zum vorletzten Mal auf. Dieser Campingplatz stellte uns mit seinem großen Swimmingpol und seinen ausgezeichneten sanitären Anlagen sehr zufrieden.
Am nächsten Morgen hatten wir gleich zwei wichtige Dinge zu erledigen: Tino feierte Geburtstag und Frau Leiser Abschied von uns, weil sie noch privat in Griechenland blieb.
Unsere letzte Besichtigungsstätte war das Zeusheiligtum von Dodona. Nach dem Dodona-Besuch fuhren wir über kurvige Bergstraßen zur Hafenstadt Igoumenitsa, wo wir unseren letzte Nacht in Griechenland verbrachten. Ein letztes Mal badeten wir im griechischen Meer und aßen gemeinsam in der Taverne des Campingplatzes. Am Strand feierten wir dann ausgelassen aus Tinos Geburtstag heraus und in Jaschas Geburtstag hinein.
Doch wie jede Feier ging auch diese zu Ende, und am nächsten Morgen saßen wir um 8.00 Uhr im Bus auf dem Weg zum Hafen von Igoumenitsa.
Unsere Schifffahrt zurück nach Venedig entwickelte sich zu einem unvergesslichen Ereignis. Für die verregnete Hinfahrt wurden wir voll und ganz entschädigt. Die Sonne lachte den ganzen Tag, und die Temperaturen waren eher hochsommerlich als frühherbstlich. So konnten wir den Tag in Ruhe am Pool an Bord genießen, um am Abend mit der ganzen Gruppe noch einmal mit dem legendären Mythos-Bier und Ouzo auf die gelungene Fahrt anzustoßen.
Am nächsten Mittag kamen wir in Venedig an. Da das Schiff ein wenig Verspätung hatte, musste die Besichtigung der Stadt erneut ausfallen. Also fuhren wir sofort weiter nach Innsbruck in die Jugendherberge.
Am nächsten Abend kamen wir nach langer Busfahrt vollzählig und unversehrt in Bielefeld an.
Wir alle werden diese Studienfahrt nach Griechenland in bester Erinnerung behalten. Sie war in dieser Form einmalig und sicherlich ein abschließender Höhepunkt unserer Schulzeit. Zwei Wochen Sonne pur, stets gute Stimmung in der Gruppe und ein reibungsloser Ablauf - hier gilt unser Dank vor allem Herrn Basista und Frau Leiser - waren die Garanten für das fantastische Gelingen unserer Fahrt.
Florian Müller