Ratsgymnasiasten zu Besuch in Abingdon
„Es ist für die Zukunft ganz wichtig, dass wir etwas über die Geschichte unserer englischen Partner erfahren und gegenseitig Verantwortung übernehmen“, erklärt Ruo Fan Wu. Der 15-jährige Schüler des Ratsgymnasiums arbeitet derzeit im Rahmen eines Schüleraustausches mit den beiden Partnerschulen Abingdon School und der School of St Helen and St Katharine an dem gemeinsamen Projekt „Unsere Schulen im Ersten Weltkrieg“. Zusammen mit seinen Mitschülern sowie ihren englischen Partnern der Abingdon School bereiten sie eine gemeinsame Ausstellung sowie eine Lesung deutsch-englischer Kriegslyrik vor.
Bereits zum 47. Mal haben 30 Schüler des Bielefelder Gymnasiums die Reise über den Ärmelkanal angetreten, um zehn Tage lang den Alltag mit ihren Austauschpartnern und deren Familien zu teilen und voneinander zu lernen. Dabei findet die Austauschfahrt diesmal in einem historisch bedeutsamen Jahr statt: Europa gedenkt des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges. Sarah Wearne, die Archivarin der Abingdon School, hat den Anstoß zu diesem gemeinsamen „Remembrance“-Projekt gegeben. Dazu haben die Schüler im Vorfeld gemeinsam mit ihren Lehrern Dr. Marli Schütze, Hanna Heseker und Dr. Johannes Altenberend im Stadtarchiv recherchiert sowie Quellen zur Schulgeschichte ausgewertet und für ihre Ausstellung aufbereitet. „Wir haben herausgefunden, dass unsere Urgroßväter vor 100 Jahren zwar gegeneinander gekämpft haben, dass sie aber auch viel mehr verband, als wir dachten“, berichtet Cornelius Rahe. Zudem sei der viel beschworene deutsche Hurra-Patriotismus eher propagandistisch gesteuert gewesen als von unseren damaligen Schülern tief empfunden worden, ergänzt Frau Schütze. „Aus ihren Abituraufsätzen erfährt man, dass einige die Schrecken des Krieges und seine politischen Folgen sogar erstaunlich klar voraussahen.“
Nach der Präsentation der Ergebnisse, die demnächst auch am Ratsgymnasium ausgestellt werden, findet zum Abschluss ein gemeinsamer Friedensgottesdienst statt, bevor die Neuntklässler ihre neu gewonnenen Freunde wieder verlassen und die Heimreise antreten.
Ruo Fan Wu und Joseph Michael Nash sprechen für das Projekt im Tonstudio mithilfe des Technikers Nick Lloyd ein Kriegsgedicht ein.
Die deutsch-englische Arbeitsgruppe mit (v. l.) Dr. Marli Schütze, Sarah Wearne, Dr. Johannes Altenberend und Hanna Heseker vor ihrer Ausstellung.