Die Oberstufenschüler Tim Kerkmann und Pascal Féaux de Lacroix wurden mit Urkunden für gute Essays, die sie im November 2012 zur Teilnahme beim Bundes- und Landeswettbewerb Philosophischer Essay geschrieben hatten, ausgezeichnet. Tim ist Schüler in der Q1, Pascal besucht die Q2. Tim Kerkmann hat über eine Spekulation des Philosophen Hans Blumenberg nachgedacht, nämlich die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit bzw. Unwahrscheinlichkeit „eines messianischen Reiches, in dem Wolf und Lamm miteinander weiden.“ Blumenberg macht darauf aufmerksam, dass irgendwann „die Wölfe vom Aussterben bedroht sein werden und sich die Wolfsfreunde zusammentun müssen, um von irgendwoher Lämmer für die Wolfsernährung zu beschaffen.“ Tim bezieht diesen Gedanken unter anderem auf die Staatstheorie von Thomas Hobbes, denkt aber auch an die aktuellen ethischen Postulate von Hans Jonas. Pascal Féaux de Lacroix hat über Zweifel an der Psychologie und der Psychoanalyse, die George Grosz in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts äußerte, nachgedacht. Pascal schreibt: „Die Psychoanalyse ist weit davon entfernt, den Geist zu begreifen – vielleicht weil sie einen noch zu menschlichen Blick auf ihn wirft.“ Er fährt fort, indem er eine Alternative nennt: „Einer anderen Wissenschaft gelingt das vielleicht besser. Die Neurowissenschaft zeigt uns, wie sich die funktionellen Prozesse des Geistes physisch realisieren. Dadurch ermöglicht sie einen systematischeren Zugang als die Psychoanalyse.“
Am 29. Und 30.Oktober fanden zum zweiten Mal Verkehrssicherheitstage im Jahrgang 10 (Einführungsphase) statt. Die in den letzten Jahren ansteigenden tödlichen Unfällen in der Gruppe der jungen Fahrer, die zwar nur 8% der motorisierten Verkehrsteilnehmer stellen, aber 20% Anteil an den schweren Unfällen haben, sind uns Grund genug, diese Kampagne durchzuführen. Damit unsere zukünftigen Autofahrer auf die größten, vermeidbaren Risiken aufmerksam werden, wurde die Verkehrswacht beauftragt, mit schwerem Gerät auf dem Schulhof zu erscheinen. Der Überschlag - Simulator, der Gurtschlitten und verschiedene Reaktionstests gaben den Schülern und Schülerinnen in der Praxis Rückmeldungen darüber, welche Kräfte beim Aufprall wirken, wie es gelingt, sich nach dem Überschlag in dem auf dem Dach liegenden Auto aus dem Gurt zu befreien und wie lang die eigene „Schrecksekunde“ dauert. Die Erfahrungen wurden anschließend in verschiedenen Arbeitsgruppen nachbereitet und die Ergebnisse im Forum präsentiert. So entstanden in der Kunst/Informatik-Gruppe bei Frau Hollmann verschiedene, witzige Foto-Stories zum Thema Alkohol am Steuer. Im Musik - Workshop bei Herrn Kamps entstand der Rap „Augen auf im Straßenverkehr“ , der die gesamte Stufe zum Mitsprechen animierte. In der Gruppe von Herrn Lemm und Frau Lange ging es weniger lustig zu, denn hier untersuchten die Schülerinnen und Schüler die Heilungschancen von Organverletzungen, Knochenbrüchen und Schädelverletzungen mit Hilfe einer computergestützten Auswertung von Statistiken. Auf dem Verkehrsübungsplatz in der Senne, wo sich unter der Anleitung eines Verkehrssicherheits-Trainers die physikalisch interessierten Schüler und Schülerinnen von Herrn Bormann trafen, erwies sich die praktische Unterweisung nach der theoretischen Erarbeitung als sinnvoll und notwendig, denn, wie das letzte Foto zeigt, hatten nur drei von zwanzig Schülern/Innen den Bremsweg richtig eingeschätzt, obwohl theoretisch eigentlich alles verstanden schien. In Zusammenarbeit mit der Johanniter-Unfallhilfe wurden für Interessierte die Kurse „Sofortmaßnahmen am Unfallort“ angeboten. Auch in der Q1 haben wir ein Unfallpräventions-Projekt durchführen können, erleichtert dadurch, dass die Polizei in der Lage war, den Termin auf die schulischen Bedürfnisse dieser Stufe abzustimmen. „Crash Kurs NRW“ zeigt mit emotionalen Berichten von Ersthelfern und eindringlichen Bildern, dass Verkehrsunfälle unerträgliches Leid verursachen und machen den Zuhörern klar, dass tödliche Verkehrsunfälle oft durch riskantes Verhalten zustande kommen, - damit selbst verschuldet sind. Das bedeutet, positiv betrachtet, aber auch, dass sie vermieden werden können. Um diese sehr emotionalen Erlebnisse entsprechend zu verarbeiten, wird im nachfolgenden Unterricht den Schülerinnen und Schüler Gelegenheit zur Diskussion und Vertiefung gegeben. Die Befragung der Schüler nach den Aktionen ergab ein positives Feedback, so dass wir hoffen, die Veranstaltungen wiederholen zu können.
„Der Streit“ von Pierre de Marivaux und „Nachtschwärmer“ von Thomas Oberender
Im 250. Todesjahr des französischen Schriftstellers und Dramatikers Pierre de Marivaux, gestorben am 12. Februar 1763, proben Schüler des Ratsgymnasiums Bielefeld dessen Komödie „Der Streit“ (La Dispute, 1744). Marivaux setzte sich in seiner Zeit vor allem mit aufklärerischen Themen auseinander, wobei es in seinen Stücken häufig um die Bedeutung der Liebe in der Standesgesellschaft und deren allmähliche Veränderung hin zur „Herzensangelegenheit“, zur Gefühlskultur geht. In „Der Streit“ wird die Frage gestellt, welches Geschlecht die Untreue in die Welt bringt. Dafür gibt es auf der Bühne eine Versuchsanordnung, ein Experiment: Vier unabhängig voneinander und von der Gesellschaft isoliert aufgewachsene Kinder werden als junge Erwachsene in eine Wirklichkeit geworfen, in der sie nicht nur zum ersten Mal auf das eigene Spiegelbild treffen, sondern auch auf Personen aus der Gegenwelt. Der Verlauf ihrer Begegnungen und wechselseitigen Reaktionen ist so komisch wie ernüchternd und verblüfft durch viele Gegenwartsbezüge.
Eine zweite Theatergruppe am Ratsgymnasium arbeitet an Thomas Oberenders Stück „Nachtschwärmer“ (2000), das sich am Grimmschen Märchen „Die zertanzten Schuhe“ orientiert. Auch darin wird der Versuch unternommen, Heranwachsende – hier drei Mädchen – zu isolieren und vor den schädlichen Einflüssen der äußeren Welt zu schützen. Während es sich bei „Der Streit“ um ein Experiment der Konfrontation handelt, thematisiert Oberender die Flucht aus der Realität. Beide Stücke verdeutlichen die beängstigende Präsenz beobachtender Instanzen: bei Marivaux eine Hofgesellschaft, bei Oberender das Medium Fernsehen. Das Doppelprojekt wird durch die Theaterpädagogin Sabine Jung-Lösing geleitet.
Interkulturelle Themen, Stadtrallye, Exkursionen und mehr
Von Mittwoch, 6. Februar 2013, bis Donnerstag, 14. Februar 2013 sind im Ratsgymnasium Bielefeld und in den Familien etlicher Schülerinnen und Schüler wieder Gäste aus Abingdon, England, zu Gast. Am Donnerstag, 7. Februar 2013, werden die Gäste (Schüler und Lehrer) in der ersten großen Pause in der Rats-Aula offiziell begrüßt. Anschließend gibt es eine Stadtrallye, bei der interessante Fragen über Schule und Innenstadt zu beantworten sind.
Auf dem weiteren Programm der Austausch-Tage stehen Unterrichtsbesuche, eine Bibliotheksführung, Exkursionen nach Münster und Wolfsburg, ein Besuch in der Oetker-Eisbahn, ein deutsch-englisches Theater-Projekt zum Thema Anglo-German-Classics sowie ein Fußballspiel der Gäste gegen die Gastgeber.
Die Gäste aus der englischen Jungenschule (Abingdon School) werden von Herrn Nick Revill (Austauschkoordinator) und Frau von Widdern, die Gäste aus der Mädchenschule (School of St Helen and St Katharine) von Frau Dr. Nina Clark (Austauschkoordinatorin) begleitet. Die Austauschkoordination am Ratsgymnasium Bielefeld liegt in den Händen von Frau Dr. Marli Schütze.
In einzelnen Gesprächen ist der Eindruck entstanden, dass es für viele Familien hilfreich wäre, wenn die Möglichkeit der Über-Mittag-Betreuung auch auf die Freitage ausgedehnt werden würde. Diesem Bedürfnis wollen wir gerne Rechnung tragen. Wir bieten deshalb mit dem Beginn des zweiten Schulhalbjahres, d.h. ab dem 4. Februar 2013, die Möglichkeit an, auch den Freitag als Betreuungstag zu buchen.
Für Detailinformationen wenden Sie sich bitte an das Sekretariat.