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In dem katholischen Religionskurs der Q1 wurde am 08. April 2022 der römisch-katholische Theologe Professor Theodor Schneider per Videoanruf in den Unterricht geschaltet. Im Unterricht hatten wir uns zuvor mit der Theodizee-Frage (Wie ist das Leiden in der Welt mit der Annahme eines gütigen Gottes zu vereinbaren?) beschäftigt, so dass Professor Schneider hier als Experte dienen konnte, um mit uns über die verschiedenen aus dem Unterricht bekannten Positionen und die zugrundeliegenden Gottesbilder zu sprechen.

Im Rahmen seiner universitären Tätigkeit und seiner Arbeit im ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen hat sich Theodor Schneider um eine Theologie bemüht, die den Menschen in den Bedingungen seiner Zeit erreicht. Durch seine zusätzliche Arbeit als Priester und Seelsorger war er für uns ein sehr guter Ansprechpartner bezüglich unserer Fragen zur Leiderklärung und Leidbewältigung.

Da Herr Selke während seines Studiums für Theodor Schneider gearbeitet hat und so einen Kontakt zu ihm herstellen konnte, hat er uns angeboten, einen Theologieprofessor in den Unterricht einzuladen, der sich aus verschiedenen Perspektiven mit der Theodizee-Frage auseinandergesetzt hat. Zuvor hatte sich unser Kurs einige Fragen überlegt, die wir Herrn Schneider stellen wollten.

Besonders beeindruckend fanden wir dabei neben seinen Positionen zur Theodizee-Frage die teils sehr persönlichen Erfahrungen und die hoffnungsvolle Grundstimmung, die er mit uns teilte. Als wir ihn nach seiner Sicht auf die Kirche fragten, antwortete er mit „kritisch bis hoffnungsvoll“. So hofft er, dass sich die Kirche in Zukunft weiter zum Besseren verändert. Dafür sei allerdings eine Änderung im Bewusstsein der Menschen in der Kirche notwendig. Auch meinte er, dass mehr Frauen in der Kirche nötig seien und ihn die Gegenargumente gegen Frauen in kirchlichen Ämtern nicht überzeugen würden. Das Bild, dass die Kirche und Frauen für viele nicht vereinbar sind, habe sich durch die Geschichte zu sehr gefestigt.

Auf die Frage nach seiner Lieblingsstelle aus der Bibel zitierte er uns diese sofort. „Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde: ich vergesse dich nicht“ (Jes 49,15). Zum Abschluss des Gesprächs gab er uns noch die Worte: „Gott ist größer als das menschliche Herz“ mit.

 

Professor

Helen Fehring, 04.05.22