Mit einem sensationellen 7. Platz sind die WK III-Fußballerinnen des Ratsgymnasiums vom Bundesfinale von JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA, dem größten Schulsportwettbewerb der Welt, aus Berlin zurück nach Bielefeld gereist.
Was geschah...
Aufgeregt und voller Vorfreude traf sich das Rats-Fußball-Team am Sonntag (23.9.) an Gleis 2 des Bielefelder Hauptbahnhofes. Pünktlich fuhr der extra eingerichtete Sonderzug „Olympia“ ein, in dem bereits diverse NRW-Finalisten anderer Sportarten wie Rudern, Beach-Volleyball, Golf oder Hockey saßen, sodass allen eine erste Ahnung des großen Berlin-Spektakels entgegenwehte. Von besten Wünschen und gedrückten Daumen der Familien begleitet, stiegen die Fußballerinnen und das Betreuerteam, welches aus Frau Gronau und den Q2-Schülern Marlon Gamm und Jan Schwartz bestand, mit viel Kleidung und Hoffnung im Gepäck in den ICE.
Angekommen in Berlin reihte sich Frau Gronau in die lange Schlage der Betreuer aus ganz Deutschland ein, um nach einer Stunde mit allen Teilnehmerausweisen, Wettkampf- und Akkreditierungsunterlagen zu den Mädels, die sich erst einmal die Beine vertreten und die JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA-Luft schnuppern konnten, zurückzukehren.
Da das Wetter dem Team am Tag der Ankunft nicht wohlgesonnen war und es wie aus Eimern schüttete, waren alle dankbar, dass die zugeteilte Unterkunft, das Hotel „Meininger“, nur einen Kurzsprint entfernt vom Bahnhof lag und die komfortablen Doppelzimmer dank bester Organisation direkt bezogen werden konnten. Das Abendessen sowie der restliche Abend wurde dann gemeinsam mit vielen Athletinnen und Athleten anderer Sportarten, welche man durch die jeweils einheitlichen Bundesland-Outfits direkt zuordnen konnte, verbracht und dem Turnierstart mit großer Spannung entgegengefiebert.
Tag 1 – Furioser Start
Um 9 Uhr starteten die Ratskicker in den ersten Turniertag zur Wettkampfstätte, welche dankenswerterweise in 15 Minuten fußläufig erreichbar war. Das altehrwürdige und unter Denkmalschutz stehende Poststadion im Berliner Ortsteil Moabit verströmte zwar auf Teilen der Sportanlage einen geschichtsträchtigen Ruinencharme, wartete jedoch gleichzeitig mit den „besten Kunstrasenplätzen“ auf, die manche der Anwesenden bislang gesehen haben. Auf einem dieser durfte das Rats-Team sich bei der Turnierleitung anmelden und nach strenger Kontrolle der Sportlerinnen-Ausweise wurde es dann ernst.
In der Gruppe D, welcher das NRW-Team zugeteilt wurde, wartete neben dem Alstergymnasium Henstedt-Ulzburg aus Schleswig-Holstein und der Oberschule an der Ronzelenstraße (Bremen) mit der bayerischen Bertolt-Brecht-Schule aus Nürnberg ein erfahrenes und erfolgsverwöhntes Team auf die Bundesfinal-Neulinge aus Bielefeld. Die Nürnbergerinnen, deren Schule nicht nur „Partnerschule des Leistungssports“ und „Eliteschule des Sports“, sondern auch noch „Eliteschule des Fußballs“ ist, besetzen seit Jahren die ersten Plätze und gingen somit als klare Favoriten in die Gruppenphase.
Bange machen gilt jedoch nicht - das war die Devise für den Start. So war der Plan des Betreuerteams, zunächst das bisher Geleistete hervorzuheben und das olympische Prinzip „Dabei sein ist alles“ zu betonen, um den Druck nehmen und ggf. hemmende Nervosität zu mildern. Und auch wenn sicherlich bei keinem der Spielerinnen Motivation noch geweckt werden musste, rief es jedoch kurz vor dem ersten Spiel ins Gedächtnis, dass man als bestes Team aus ganz Nordrhein-Westfalen mehr als ein Mitspracherecht an dem Titel hat.
Mit einem Gruß vom bisherigen Erfolgscoach Herrn Steiner von neuer schulischer Wirkungsstätte - untröstlich wegen des Verpassens des eigentlich ihm zustehenden Finales - wurde das erste Spiel der Gruppenphase gegen Bremen auf dem Kleinfeld-Rasenplatz 9 angepfiffen.
Bremen
Die erste Rats-Sieben startete zunächst ein wenig verhalten und agierte in den ersten von insgesamt 15 Minuten der ersten Halbzeit noch zurückhaltend, jedoch höchst konzentriert und zu 100% bei der Sache. Der Appell vor Anpfiff, sich auf die Stärken zu besinnen, die das Steiner´sche Team so weit gebracht hatte, trug alsbald Früchte, sodass der erlösende Führungstreffer durch Luna in der 5. Minute den Nervositäts-Knoten platzen ließ. Durch einsatzstarkes und sicheres Kombinationsspiel fielen dann innerhalb weniger Minuten das 2:0 (Mai-Britt) und das 3:0 (Frieda). Das dadurch gewonnene Selbstvertrauen beflügelte die Mädels zu mutigerem und risikobereiterem Spiel sowie riskanteren Pässen. Das Gegentor, was dadurch kurz vor der Halbzeit fiel, ärgerte sie nur kurz – der Kopf blieb oben. Mit weniger bremsendem Respekt bei gleichbleibender Konzentration knüpfte das Team nahtlos an die gute erste Halbzeit an, sodass schnell das 4:1 und 5:1, jeweils erneut erzielt von der überragenden Luna, fiel. Die Freude war riesig und beim Stand von 5:2, welches kurz vor dem Schlusspfiff per 9m-Straftoß durch die stärkste Bremerin fiel, klatschte sich das Team erleichtert und mit gestärktem Selbstbewusstsein ab.
Schleswig-Holstein
Dieser so wichtige gelungene Einstand in den größten sportlichen Wettkampf der Schulen hatte Signal-Wirkung: „Wir sind zurecht hier und müssen uns vor den anderen Bundesländern nicht verstecken!“ Nach nur kurzer Erholungsphase folgte der Anpfiff in Spiel 2. Das Alstergymnasium Henstedt-Ulzburg aus Schleswig-Holstein, bereits im Vorjahr unter den Bundesfinalisten, hatte kurz zuvor gegen Bayern verloren und entschied sich – vll. gewarnt durch die Bielefelder Offensivstärke aus dem ersten Spiel - für eine besonders defensive Taktik. Nahezu alle gegnerischen Spielerinnen befanden sich größtenteils in der eigenen Hälfte und stellten die Räume derart zu, dass das konsequente Kurzpassspiel in den Fuß, welches zur Rats-Stärke gehört, nur schwer den Weg Richtung Tor fand. Im Gegenzug konnte jedoch durch ebenfalls starkes Zweikampfverhalten und eine sicher agierende Eva im Tor die 0 hinten über die gesamte Spieldauer gehalten werden.
Bayern
Zur Freude über den gewonnenen Punkt aus dem zweiten Gruppenspiel gesellte sich nun wieder die Nervosität. Den Rats-Kickern, die blitzschnell alle bisherigen Ergebnisse in Erfahrung brachten und unweigerlich anfingen zu rechneten, war sofort klar, dass das letzte Spiel mindestens unentschieden ausgehen muss, um es auf die ersten beiden Plätze der Gruppenphase zu schaffen. Und das ausgerechnet gegen die Bertolt-Brecht-Schule, die sich im Vorjahr nach einem wohl packenden Finale dem Sportgymnasium Jena geschlagen geben musste. Seit über 10 Jahren belegen die bayerischen WK III-Vertreterinnen der Eliteschule des Fußballs einen der vorderen Plätze. Umso größer war vermutlich dieses Jahr die Motivation, nicht wieder „nur“ auf der zweiten Stufe des Siegertreppchens zu landen.
Auch wenn das Betreuerteam sportpsychologisch gegen die Nervosität und das Rechnen anzukämpfen versuchte und mahnte, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen, starteten die Bielefelderinnen doch angespannt und mit Respekt vor dem routinierten Traditionsteam in die Partie, die über das Weiterkämpfen um Platz 1-8 oder Platz 9-16 entscheiden sollte.
Das Ziel vor Augen und die taktischen Vorgaben im Hinterkopf, erarbeiteten sich die Spielerinnen etliche vielversprechende Torchancen, die jedoch noch ohne erfolgreichen Abschluss blieben. Der Nervosität geschuldet wurden außerdem einige Bälle unnötig dem Gegner vor die Füße gespielt und es wurde insgesamt zu kompliziert agiert. Dank einer erneut starken Defensivleistung konnte man jedoch auch in diesem Spiel die 0 hinten halten und somit hieß es 0:0 zur Halbzeit gegen den bayerischen Gruppenfavoriten. In der Halbzeit gab das Betreuerteam die Anweisung, mutiger zu spielen und gefährlicheren Zug zum Tor zu entwickeln, um den Gegner in Bedrängnis zu bringen, anstatt der gut stehenden Abwehr den Ball durch einen Verlegenheitspass in die Füße zu spielen oder halbherzig und mit zu großem Respekt den verfrühten Abschluss zu suchen. Diese Direktive wurde in der zweiten Halbzeit dann prompt umgesetzt. Sicheres Kurzpassspiel und mutigere Individualaktionen brachte die gegnerische Abwehr ein ums andere Mal in Schwierigkeiten und nach nur kurzer Zeit nutzte Toni einen Absprachefehler der Defensive aus, setzte sich eindrucksvoll von der Mittellinie aus startend auf der rechten Seite durch und versenkte den Ball eiskalt in der linken oberen Torecke. Wahnsinn! Wir schlugen uns mehr als beachtlich gegen den haushohen Favoriten und führten nun sogar! Wild gestikulierend rief das Betreuerteam dazu auf, sofort wieder wach zu sein und die Konzentration zu halten, schließlich verblieben noch wenige Minuten. Die beste Nürnberger Spielerin schrie nun unentwegt ob der drohenden Niederlage über den ganzen Platz ihre Mitspielerinnen an und zeigte immer wieder ihre individuelle Leistungsstärke: Kurz vor Schluss nutzte sie schließlich einen kleinen Absprachefehler der über das gesamte Spiel hinweg vorbildlich und unentwegt kämpfenden Bielefelder Abwehr aus und erzielte kurz vor dem Schlusspfiff den Ausgleich.
Kurz hingen die Köpfe, war der Gruppensieg doch zum Greifen nah gewesen, schnell überwog dann jedoch die Freude, als Gruppenzweiter am nächsten Tag noch alle Möglichkeiten in den Platzierungsspielen 1-8 zu haben. Jetzt schon eine großartige Leistung und ein beachtlicher Einstand des Bundesfinal-Neulings aus Bielefeld!
Tag 2 – Freud und Leid
Thüringen
Bei ähnlich tiefen Temperaturen, frostigem Wind und strahlend blauem Himmel traten die Ratskicker an Tag 2 wieder den Fußmarsch zum Poststadion an, welcher erneut begleitet wurde von Nervosität und Aufregung. Im ersten Spiel des Viertelfinales wartete nämlich niemand geringeres als der amtierende Bundesfinalsieger von 2017 auf die Mädels: Das Sportgymnasium Jena „Joh. Chr. Fr. GutsMuths“ aus Thüringen, gespickt mit mehreren U17-Bundesliga-Spielerinnen. Bereits in den letzten fünf Jahren standen die WK III-Vertreterinnen der Schule am Ende des Turniers auf dem Siegertreppchen. Dies verwundert jedoch nicht, wenn man in Betracht zieht, dass auch diese „Eliteschule des Fußballs“ die Ausbildungsrichtlinien des DFB fest im Schul(internats-)profil verankert hat und in enger Kooperation mit den dortigen Bundesligavereinen einen systematischen Leistungsaufbau organisiert. Das 11:1-Torverhältnis der Jena-Truppe aus der Gruppenphase zeugte auch in diesem Jahr von einer sicheren Leistung sowohl in der Offensive als auch in der Defensive.
Insofern starteten wir in Tag 2 wie in Tag 1: „Bange machen gilt nicht“. Was hatte man schließlich zu verlieren angesichts dieses Gegners? Bereits das Aufwärmen stand unter dem Motto, selbstbewusst und als Team den Platz zu betreten, um dann das eigene spielerische Potenzial abzurufen.
Dies dann auch in die Tat umsetzen zu können, steht jedoch auf einem anderen Blatt und so ließen sich die Rats-Fußballerinnen schnell von der einfach starken und routinierten Spielweise der zudem körperlich robust agierenden Jena-Auswahl beeindrucken, sodass bereits in der 2. Minute das erste Gegentor fiel. Nun fehlte, wie bereits anfänglich im Spiel gegen Bayern, der Mut und der selbstbewusste, freche Drang zum Tor und zur Halbzeit hatten die Bielefelderinnen dann mit 0:3 das Nachsehen. Verständlicherweise war man nun enttäuscht, waberte vielleicht sogar noch der Gedanke im Hinterkopf, dass man als Gruppenerster einem leichteren Viertelfinalgegner hätte gegenüberstehen können. Das Trainerteam setzte nun alles daran, die Köpfe aufzurichten und den Kampfgeist wieder zu wecken. „Was sind wir? Ein Team! Einer für alle – alle für einen!“ war schließlich der Schlachtruf, der vor der zweiten Halbzeit laut über den Platz schallte! In beeindruckender Manier wurde nun kollektiv dem zunächst übermächtig scheinenden Gegner Paroli geboten. Die NRW-Mädels hielten in der zweiten Halbzeit stark dagegen, spielten plötzlich befreiter und frecher auf und erarbeiteten sich sogar die ein oder andere Torchance. Bei Ballverlust wurde schnell umgeschaltet und das Aufbauspiel des Gegners gestört. Mit einer zudem erneut stark aufspielenden Eva im Rücken ging die zweite Halbzeit dann tatsächlich 0:0 aus, sodass unter´m Strich zwar eine 0:3-Niederlage stand, die Mädels jedoch erhobenen Hauptes das Spielfeld verlassen konnten.
Rheinland-Pfalz
An eben diese Leistung wollte man im folgenden Qualifikationsspiel um die Plätze 5-8 gegen das Heinrich-Heine-Gymnasium aus Kaiserslautern anknüpfen. Erneut stand den Bielefelderinnen eine „Eliteschule des Fußballs“ gegenüber, die in enger Kooperation mit dem Bundesligisten 1. FC Kaiserlautern mehrmals die Woche fußballspezifisches Training für die Sport-Internat-Klassen etabliert hat.
Die Erfahrungen aus dem Jena-Spiel, selbst den größten Favoriten ärgern zu können, ließ das NRW-Team zunächst befreit aufspielen. Mutig wurde das so oft so erfolgreiche Kurzpassspiel mit unbedingtem Drängen zum gegnerischen Tor umgesetzt. Der furiose Auftakt wurde umgehend belohnt: Rieke setzte sich eindrucksvoll durch und erzielte bereits in der 2. Minute den Führungstreffer. Der Befreiungsschlag ließ die Mädels einander in die Arme fallen – so sollte es weitergehen!
Wie so oft liegen Freud und Leid jedoch so nah beieinander. Der unbändigen Freude und ausgelassenen Traubenbildung folgte unmittelbar, noch in derselben Spielminute, die Ernüchterung. Kaiserslautern nutzte die evtl. durch die Euphorie noch nicht 100%ig wieder hergestellte Zuordnung der Rats-Mädels aus und erzielte das 1:1. Etwas konsterniert berappelte sich das Team zunächst wieder zum Gegenangriff, sah sich jedoch nur 4 Minuten später plötzlich mit 1:2 im Hintertreffen. Was war geschehen? Man war doch so sicher in die Partie gestartet? Auch die aufrüttelnden und pushenden Worte in der Halbzeitpause schafften es nicht, das Team wieder zurück in die Spur zu bringen. Ohne es zu wollen, verloren die Rats-Kicker in der zweiten Halbzeit die zuvor so sicher gefahrene Linie: Das Spiel wurde fahrig, ein individueller Fehler folgte dem nächsten, die einfachsten Kombinationen wollten nicht mehr gelingen. Die routinierten Kaiserslautern-Mädels nutzten die Schwächephase eiskalt aus, suchten vor allem, angeführt von der körperlich überlegenen Spielmacherin, immer wieder den Weg durch die Mitte und konnten zudem das manchmal so nötige Quäntchen Glück auf ihrer Seite verbuchen. Die Blicke gingen mehr und mehr gen Boden, der Glaube an sich selbst und die eigenen Stärken schwand und das gesamte Team, das den Sieg doch so sehr wollte, stand dem Geschehen gefrustet und ohnmächtig gegenüber. So mussten sich die Bielefelderinnen am Ende 1:6 geschlagen geben. Auch wenn dieser Spielstand keineswegs das tatsächliche Leistungsvermögen widerspiegelte, verließ die NRW-Auswahl mit hängenden Köpfen und Tränen in den Augen den Platz. Jede Spielerin brauchte nun ihre Zeit, die letzten 40 Minuten zu verdauen.
Die Mittagspause nutzten die Mädels dann, um den Frust und die Enttäuschung zu verarbeiten. Um den Teamgeist wieder aufzufrischen, das letzte Spiel abzuhaken und den Kopf etwas frei zu bekommen, wurde entschieden, am Nachmittag etwas „JTFO-Luft“ zu schnuppern, schließlich war man doch Teilnehmer des größten Schulsportwettbewerbs der Welt mit über 4.000 Athletinnen und Athleten aus ganz Deutschland! Da die Sportstätten jedoch quer durch Berlin verteilt lagen und sich die Wettkampfzeiten mit denen der Fußballerinnen überschnitten, schafften wir es leider nur zum Finale der leichtathletischen Wettkämpfe, welche im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark ausgetragen wurden. Im Sonnenschein verfolgten wir nach einem gemeinsamen Mittagessen dann in fesselnder Atmosphäre gespannt die finalen 800m- und Staffelläufe. Sofort wurden interne Wetten über Sieger und Bestzeiten abgeschlossen und das Lachen kehrte schnell zurück.
Als krönender Abschluss des Tages wurde dann gemeinsam die Partie Arminia Bielefeld gegen Darmstadt verfolgt. Der 2:1-Siegtreffer in der Nachspielzeit veranlasste Jan zu einem euphorischen Kurzsprint durch die Hotellobby und verbannte vollends die negativen Emotionen des letzten Spiels aus den Köpfen der Rats-Mädels.
Tag 3 – Fantastischer Finaltag
Mecklenburg-Vorpommern
Noch etwas müde, aber wieder mit aufrechtem Gang machte sich das Bielefelder Team zum letzten Mal auf den Weg zum Poststadion, um die finale Partie um Platz 7 anzutreten. Begleitet von motivierender Gute-Laune-Musik war schon beim Aufwärmen zu spüren: der Kampfwille war wieder da. Hochkonzentriert und gewissenhaft wurde die Zeit genutzt, um sich auf das Spiel einzustellen. Jan und Marlon leiteten zum Abschluss des Warmmachens noch eine Komplexübung an, die die zuletzt wackelnde Sicherheit am Ball zurückbringen und das Zusammenspiel stärken sollte.
Ohne das Kaiserslautern-Spiel gedanklich zu sehr zu reaktivieren, war in der letzten Team-Ansprache erklärtes Ziel, sich wieder auf die eigenen Stärken zu besinnen, bei Fehlern nicht die Nerven zu verlieren, sich gegenseitig bis zum Umfallen zu unterstützen und bis zur letzten Sekunde einfach alles zu geben. Das letzte Spiel in Berlin sollte – egal wie es ausgeht – in schöner Erinnerung bleiben und geprägt sein von Teamgeist und unbändigem Kampfwillen.
Dem Anlass des Finaltages angemessen wurde offiziell eingelaufen und das Schiedsrichter-Gespann pfiff die letzte Begegnung der NRW-Auswahl gegen das Sportgymnasium Neubrandburg pünktlich an.
Von der ersten Spielminute an war klar: hier steht eine andere Mannschaft auf und neben dem Spielfeld als gestern! Selbstbewusst und sicher warf sich jede einzelne Spielerin ins Spielgeschehen. Druckvolles Kurzpass- und schnelles Umschaltspiel prägte die für die Köpfe so wichtige Anfangsphase. Passierte ein Fehler, schallte augenblicklich ein motivierendes „Egal, weiter!“ oder ähnliches über den Platz. Die gegnerische Auswahl der „Eliteschule des Sports“ aus Neubrandenburg hielt stark dagegen und setzte einige gefährliche Akzente, dieses Mal ließen wir uns von technisch starken Einzelaktionen jedoch nicht beirren. Diese beindruckende geschlossene Mannschaftsleistung wurde dann in der 14. Spielminute belohnt: In nahezu identischer Situation wie bei der Aufwärm-Übung eroberte Toni auf der rechten Seite in Höhe der Mittellinie den Ball, setzte zum Sprint an, hob den Kopf, um sich einen Überblick zu verschaffen, flankte zur Mitte, wo sich Luna, die hellwach mitgelaufen war, bestens positionierte, um den Ball eiskalt im Tor zu versenken.
In manch Jubelschrei hörte man die sprichwörtlichen Steine vom Herzen fallen, dieses Mal waren wir jedoch gewarnt und wie ein kurzer Flashback tauchte die Spielsituation auf, die am Vortag die Kehrtwende markierte. So schnell wie sich die Freudentraube gebildet hatte, löste sie sich wieder und alle nahmen hochkonzentriert ihre Positionen ein, um zu verhindern, dass das Kaiserlautern-Drama sich wiederholt. Wir hatten aus unseren Erlebnissen gelernt und waren fest entschlossen, dieses Spiel nicht aus der Hand zu geben. Und so konnten wir das 1:0 bis zur Halbzeit halten. In der zweiten Halbzeit knüpften die Ratskicker nahtlos an die starke Leistung aus der ersten Halbzeit an. Es wurde weiter um jeden Zentimeter gekämpft, der Gegner wurde früh angelaufen und gestört und der unbändige Wille, dieses Turnier positiv zu beenden, war allgegenwärtig zu spüren. So war es nur eine Frage der Zeit, bis diese beeindruckende Vorstellung erneut belohnt wurde: nach einem weiten Abstoß von Eva setzte sich Toni erneut auf der rechten Seite durch und schlenzte den Ball 7 Minuten vor Abpfiff unhaltbar in das gegnerische Netz. 2:0!
Nun galt es, die erleichternde 2-Tore-Führung über die Zeit zu bringen. Als hätten Betreuerteam und mitgereiste Eltern nicht schon genug gezittert in den letzten Tagen, sollte es kurz vor Schluss jedoch noch einmal spannend werden: Die beste Spielerin des Sportgymnasiums zeigte wieder einmal ihre individuelle Stärke und schaffte den Anschlusstreffer. Der Puls schoss erneut in die Höhe – auf ein 9m-Schießen, welches beim Spielstand von Unentschieden sofort folgen würde, war nun wirklich niemand erpicht. Und so peitschte sich das Team ununterbrochen gegenseitig auf, ohne jedoch kopflos und überhastet zu agieren und die einwandfreie Defensivleistung, die die Mädels nach Berlin gebracht hatte (ohne Gegentor auf Landesebene!), wurde auch im allesentscheidenden Finalspiel ein weiteres Mal unter Beweis gestellt: Die 2:1-Führung konnte gehalten werden und die WKIII-Vertreterinnen aus Mecklenburg-Vorpommern, die sich ebenfalls schon seit Jahren immer wieder ins Bundesfinale spielen, mussten sich geschlagen geben.
Dem versöhnlichen Abschlussspiel, welches die Tränen vom Vortag vergessen ließ, folgte die offizielle Siegerehrung für die Plätze 3-16. Schaute man bei der Aufstellung aller teilnehmenden Teams nach rechts und links, wurde noch einmal deutlich: nur sechs Teams aus ganz Deutschland – darunter 5 Sportgymnasien/Eliteschulen des Fußballs – waren besser platziert! Eine unfassbare Leistung, mit der vor gerade einmal etwa zwei Jahren, als die Mädels Frau Gronau baten, doch bitte eine Mädchenfußballmannschaft zu melden, wohl niemand gerechnet hat!
Das erfolgreiche Berlin-Team: (oben von links): Frau Gronau, Antonia Franovic, Rieke Barkhausen, Frieda Euscher-Klingenhagen, Marlene Klötzer, Luna Heiderich, Philine Meyer, Linda Riesmeyer
(unten von links): Jan Schwartz, Jana Pankoke, Eva Sudbrack, Mai-Britt Lübke und Marlon Gamm
Finale
Im Anschluss an die Siegerehrung verfolgte das Team noch gemeinsam das große Finale der Fußballmädchen WK III. Hier standen sich nun die Sportschule Potsdam „Friedrich-Ludwig-Jahn“ (Brandenburg) und die Carl-von-Weinberg-Schule aus Frankfurt am Main (Hessen) gegenüber. Beide Teams – gespickt mit etlichen Jugendbundesligaspielerinnen - spielen ebenfalls seit Jahren immer wieder mit um den Bundesfinal-Titel, was vor dem schulspezifischen Hintergrund nicht weiter verwunderlich ist. Daher genossen wir die Partie mit hoher fußballerischer Qualität, die Potsdam klar mit 5:0 gewann, als Abschluss dieses tollen dreitägigen Abschlussturniers, welches bereits seit 1969 stattfindet.
Abschlussveranstaltung
Der Wettkampf der Schulen JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA UND PARALYMPICS wäre nicht der größte der Welt, wenn er nicht alljährlich eine dem Anlass angemessene Abschlussveranstaltung auf die Beine stellen würde. So begaben wir uns in bester Partylaune zur Max-Schmeling-Halle. Die fast 12.000 Personen fassende Arena, sonst Austragungsort hochkarätiger Konzerte und Sportveranstaltungen, füllte sich rasant mit den Athletinnen und Athleten aus ganz Deutschland. Jeder wollte einen guten Platz ergattern, um nah am Geschehen zu sein und einen möglichst kurzen Weg zur späteren Party-Tanzfläche zu haben.
So fand, immer wieder gespickt mit beeindruckenden Showeinlagen, die Siegerehrung der Plätze 1-3 der verschiedenen Sportarten in allen Wettkampfklassen statt. Die kurzen Video-Einspieler zu den anderen Disziplinen (Beach-Volleyball, Golf, Hockey, Judo, Leichtathletik, Rudern, Schwimmen, Tennis und Triathlon) gaben noch einmal einen interessanten Einblick, was aus sportlicher Sicht parallel zu unseren Fußballspielen stattfand. Philine wurde sogar die Ehre zuteil, einen Einspieler laut durch das Mikrofon des Moderators anzusagen.
Als dieser offizielle Teil vorbei war, gab es kein Halten mehr: Alle Jugendlichen stürmten Richtung Bühne – einige der Rats-Mädels waren direkt in Reihe 1 dabei – und die Party ging los. Zuerst performte der Schauspieler und Hip Hop-Newcomer Louis Held mehrere Tracks seiner kürzlich erschienenen EP „Helium“ und brachte die Stimmung der über 4.000 Sportlerinnen und Sportler zum Kochen. Im Anschluss startete dann die richtige Party mit dröhnenden Beats und Mitmach-Aktionen, zu denen der DJ/Moderator die tanzwütige Menge animierte.
Zu später Stunde machte sich das bestens gelaunte Bielefelder Team dann auf den Rückweg zum Hotel, um erschöpft von den ganzen Eindrücken, aber glücklich, bei so einem tollen Event dabei gewesen zu sein, in die Betten zu fallen.
Quelle: jtfo.de
Gronau, Oktober 2018