Wie geht es Menschen, die den Tod vor Augen haben? Wie lässt sich Leid ertragen? Wie kann man Sterbende begleiten? Im Rahmen des Christologie-Kurses setzten sich die Schüler und Schülerinnen des Kurses Katholische Religionslehre mit existentiellen Fragen auseinander.
Am 11. Juni 2015 nutzten die Schülerinnen und Schüler mit ihrer Religionslehrerin Frau Tenge das Angebot, das Konzept des Hospizes in Bethel näher kennenzulernen.
Frau Dierkschnieder, Mitarbeiterin des stationären Hospizes „Haus Zuversicht“ in Bethel, stellte das Konzept des Hauses vor, erzählte von ihrem Berufsalltag und band die Schüler einfühlsam in die Auseinandersetzung mit diesen ernsten und schwierigen Themen ein.
Während noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts etwa 80 Prozent aller Menschen zu Hause starben, sterben heute mehr als zwei Drittel im Krankenhaus. Sterben und Tod vollziehen sich für die meisten Menschen in einer fremden Umgebung unter wenig vertrauten Menschen. Ärzte, Pfleger, Krankenschwestern sind zeitlich und manchmal auch menschlich überfordert die Sterbenden in ihrer letzten Zeit zu begleiten. Verstanden sich die ehemaligen Hospitäler – abgeleitet vom lateinischen Wort „hospitium“ im Sinne von „Station der Gastfreundschaft“ - als Ort der menschlichen Fürsorge und Aufmerksamkeit, so knüpft die heutige Hospizbewegung an diese Kultur des menschenwürdigen Leidens und Sterbens an. Sie hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten in Nordamerika und Europa zahlreiche Orte eingerichtet, in denen todkranke Menschen in Würde sterben können.
Es war die englische Sozialarbeiterin, Krankenschwester und Ärztin Cicely Saunders, die etwa 1967 in einem Londoner Vorort das erste Hospiz unserer Zeit schuf. Sie hatte kurz nach dem 2. Weltkrieg einen polnischen Flüchtling aus dem Warschauer Getto, Davis Tasma, kennengelernt, den sie bis zu dessen Tod 1948 durch ein mühsames Krebsleiden begleitete. Im Erleben der Trostlosigkeit eines solchen letzten Lebensabschnittes entwickelten beide die Idee von einem Haus, einer Heimstatt für Sterbende. Tasma hinterließ der Krankenschwester 500 englische Pfund und die Bitte: „Lassen Sie mich ein Fenster sein in Ihrem Haus, das wir gemeinsam geplant haben!“ Aus diesem Wunsch entstand das inzwischen berühmt gewordene St. Christopher´s Hospiz.
1998 ist das Bielefelder „Haus Zuversicht“ in Bethel - aus dem ehemaligen Wohnhaus eines Pfarrers mit 10 Kindern- entstanden. Das Haus bietet heute in zehn Einzelzimmern Platz für Gäste, die von einer unheilbaren, weit fortgeschrittenen Krankheit betroffen sind. Die große Wohnküche ermöglicht Platz für Gemeinschaft, doch jeder Gast und jeder Angehörige entscheidet selbst über das ihm passende Maß an Öffentlichkeit oder Zurückgezogenheit. Die Schüler und Schülerinnen zeigten sich beeindruckt von der freundlichen Atmosphäre des Hauses und den anschaulichen Erzählungen der Mitarbeiter. Spontan meldete sich eine Schülerin für ein Praktikum in den Sommerferien, um mehr von dem Hospiz kennenzulernen.
(R. Tenge)