Rats-Debattant unter Top 10 Deutschlands
Ein Erlebnisbericht zum Bundeswettbewerb "Jugend debattiert" in Berlin am 7. und 8. Juni von Julian Kunze und Jesse Sudbrack
Gerade angekommen im eigens für den Wettbewerb in Berlin angemieteten Hotel fragten wir ihn, ob er bereit sei, und er antwortete mit einem entschlossenen "Ja". "Er" ist Philipp Kaeller, der kurz darauf als erster Rats-Schüler bei der Bundesqualifikation von "Jugend debattiert" antreten durfte, und er zeigte sich entschlossen, seinen bisherigen Erfolg mit außerordentlicher Sachkenntnis, Rhetorik und Überzeugungskraft zu krönen.
Einige Stunden zuvor hatten wir, also seine Trainingspartner Jesse Sudbrack und Julian Kunze sowie der Leiter des Debattierclubs, Philipp Pauly, sich am frühen Morgen zur Zugfahrt getroffen. Diese wie auch die Unterkunft in Berlin nahe dem Alexanderplatz wurden großzügigerweise vom Förderverein finanziert. Bei der Ankunft im NH Hotel lag eine Mischung aus Nervosität und freudiger Erwartung in der Luft, die die Stimmung der Teilnehmer prägte. Kurz nach der Begrüßung mit Philipp ging es direkt mit der ersten Debatte los, bei der Philipp die Contra 1 Position bekleidete. Die Streitfrage lautete: "Soll die altruistische Leihmutterschaft in Deutschland legalisiert werden?" Dabei überzeugte Philipp die Jury v.a. mit überlegten Rückfragen hinsichtlich der vorgestellten Maßnahme zur Lösung der Streitfrage und seinem allgemein hohen Ausdruckvermögen. Nach einer kurzen Pause begann gegen Nachmittag die zweite Debatte, bei der Philipp die Position Pro 2 zur Frage "Soll zur Ertüchtigung der Verkehrsinfrastruktur eine einmalige Vermögensabgabe erhoben werden?" vertreten durfte. In dieser Debatte agierte er sichtlich lockerer, so wie wir ihn aus dem Debattierclub kennen, und imponierte der Jury vor allem, indem er sich widersprechende Aspekte der Argumentation seiner Widersacher identifizierte und sich pointiert zu Nutze machte.
Nachdem die Debatten abgeschlossen waren, begannen die renommierten Jurymitglieder mit der Auswertung. Die Bekanntgabe der Platzierung wurde von Reden ehemaliger Teilnehmer begleitet. Endlich war der Moment gekommen: Philipps Platzierung wurde bekannt gegeben – Platz 9! Ein starkes Ergebnis, wenn man die Teilnehmerzahl von insgesamt 200.000 Jugendlichen in Deutschland bedenkt und immerhin 32 Finalisten beim ausnahmslos stark besetzten Bundeswettbewerb bedenkt. Die Erleichterung war Philipp sichtlich anzumerken angesichts der Anstrengungen und der Drucksituation des Tages. Statt noch eine Debatte für den kommenden Tag, also das Bundesfinale der letzten vier im Kolosseum vorzubereiten, konnte der Abend so gemeinsam mit einem entspanntem Spaziergang durch Ost-Berlin und den Mauerpark verbracht werden, bei dem man die Platzierung ausgiebig feierte.
Am folgenden Tag besuchten wir das Bundesfinale und lauschten den inspirierenden Reden von Ehrengästen sowie ehemaligen Bundessiegern, die uns über ihre Erfahrungen berichteten. Das Finale mit der Frage "Soll eine Wehrpflicht nach schwedischem Modell eingeführt werden?" gewann mit Benjamin Greipl kein Unbekannter in Philipps Historie bei "Jugend debattiert": Eben jenen Benjamin hatte er im Landesfinale NRW noch auf den zweiten Platz verwiesen. Damit ist Philipp ein Bundessieger-Besieger - ein ehrenvoller Titel.
Nun sitzen wir im Zug nach Bielefeld und sind glücklich ob des Erfolgs als auch der eindrücklichen Erfahrung vor Ort. Wir hoffen auf einen ebenso würdigen und vielleicht für das Rats wieder ebenso erfolgreichen Wettbewerb im nächsten Jahr.
Ein Video des Finales findet sich hier.
Großes Kino: Debattier-Meister 2024 ausgezeichnet
Philipp Kaeller kurz vor Beginn der Bundesqualifikation | Julian Kunze und Jesse Sudbrack während der Debattenpause am Märchenbrunnen |