Als mittlerweile schon fest etablierte Tradition fand auch in diesem Jahr kurz vor Ostern die Kunstausstellung der Schülerinnen und Schüler des Abiturjahrgangs 2019 im Atelierraum unter dem Dach des Ratsgymnasiums statt. Als zusätzliches kulturelles Angebot bietet diese jährliche Abschlussausstellung vor allem einen würdigen Rahmen, um die beachtenswerten Prozesse und Ergebnisse von zwei Jahren Kunstunterricht zu präsentieren. Der Umfang, die Vielfalt und die Qualität sind es dabei jedes Jahr erneut, die die Ausstellung prägen und die Besucher beeindrucken. Die Arbeiten der beiden Kurse waren diesmal in den Kunstkursen von Frau Uffenkamp, Frau Kansteiner und Herrn Nigriny entstanden, der, nachdem Frau Kansteiner nach dem Schuljahr 2017/18 in ihren wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde, ihren Kurs übernommen hatte.
Der übergeordnete Gedanke der diesjährigen Ausstellung kreiste vor allem um eine Grundcharakteristik der Kunst, die im „Sichtbarmachen des Unsichtbaren“ liege, wie der deutsche Expressionist Paul Klee einst formulierte. Reines „Abbilden“ sei demnach nicht das Ziel der Kunst, ihre Aufgabe sei im „dahinter Schauen“ mittels künstlerischer Verfahren verortet. Dass dieser Leitgedanke auch für den heutigen Kunstunterricht noch gilt, wurde dabei an einer Vielzahl unterschiedlicher Themen und Gestaltungen der Schülerinnen und Schüler sichtbar.
So zeigten Schülerporträts die unterschiedlichen Facetten ihrer Persönlichkeit, die symbolisch im Bild gebannt wurden und so tiefere Auskunft über die Künstler/innen dahinter vermittelten. „Bildreisen“, angefertigt mit Tusche auf einem Längsstreifen, stellten eine bekannte literarische oder persönliche „Reise“ dar, indem ein Bildelement, der „Held der Reise“, in den nebeneinander angeordneten Reisesequenzen mehrmals und in unterschiedlichen Vegetationsformen wieder auftauchte. Unterdessen ließen großformatige Malereien in abstrahierten Darstellungen die Besucher erkennen, wie ein Objekt auf das „Wesentliche“ reduziert werden kann, sodass die ursprüngliche Vorlage erst auf dem „zweiten Blick“ ersichtlich und das Charakteristische dessen jedoch umso offensichtlicher wurde.
Die Nähe des Kunstunterrichts zu aktuellen und relevanten gesellschaftlichen Themen wurde darüber hinaus in einer Vielzahl spannender und individueller Gestaltungen zu den „#fridays for future“ (nach der schwedischen Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg) deutlich, die die Schülerinnen und Schüler selbstverständlich auch am Ratsgymnasium beschäftigen. Mit teils drastischen Mahnungen und Appellen innerhalb von „Guckkästen“, Plastiken und Malereien wandten sich die Arbeiten dabei demonstrativ an die Besucher der Ausstellung und regten somit zum Nachdenken an.
Wie in jedem Jahr waren es die Schülerinnen und Schüler selbst, die durch die Ausstellung führten und ihre Werke präsentierten. Somit wurde eine wesentlich tiefere Einsicht in ihre persönlichen Gestaltungsvorgänge, Entscheidungen und Intentionen möglich. Glücklicherweise ließen einige Schülerinnen und Schüler abschließend erkennen, dass sie ihre Werke gerne noch für eine längere Zeit der Schule zur Verfügung stellen möchten, sodass diese im kommenden Schuljahr ihren Platz im Schulgebäude finden werden.
J. Nigriny, 12.04.19