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Am 12. September wurde in Berlin der Margot-Friedländer-Preis 2023 der Schwarzkopf Stiftung vergeben. Namensgeberin ist die 101-jährige Holocaust-Überlebende Margot Friedländer.

Wir, Schüler*innen des katholischen Religionsunterrichts des jetzigen 8.Jahrgangs, waren Preisträger*innen und konnten stolz und dankbar einige Vertreter*innen nach Berlin zur Verleihung schicken.

Begonnen hatte alles damit, dass unsere Religionslehrerin Frau Tenge uns vor etwa einem Jahr von der wunderbaren Idee erzählte, an diesem Wettbewerb für teilzunehmen. Der Wettbewerb dient dazu, jährlich besondere Projekte von Jugendlichen und Auszubildenen, die sich mit dem Holocaust beschäftigen, zu würdigen.

Unser Religionskurs befasste sich dann mit einem Thema, das sich direkt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ratsgymnasium finden ließ: das Schicksal der Familie Mosberg – eine jüdische Arztfamilie, die zur Zeit des beginnenden Nationalsozialismus um 1930 im Haus Artur-Ladebeck-Straße 6 gegenüber vom Ratsgymnasium wohnte, später deportiert und ermordet wurde.

Wir begannen mit der Pflege der drei Stolpersteine für die Familienangehörigen vor dem Haus. Danach haben wir viel zum Leben der Familie Mosberg und der einzelnen Familienmitglieder Bernhard, Rosalie und Gertrud recherchiert. Bernhard Mosberg war ein angesehener Orthopäde, hatte sogar mehrere Verdienstkreuze für seine freiwillige Arbeit zur Zeit des Ersten Weltkriegs erhalten. Seine Frau Rosalie widmete ihr Leben der Sozialarbeit und wohltätigen Zwecken. Doch letztendlich erlitt sie einen Nervenzusammenbruch, da der Druck gegen ihre Familie nicht zu verkraften war. Beeindruckend sind auch Details über die Tochter Gertrud. Sie war immer hilfsbereit und hat sogar in der Zeit, in der Jüdinnen und Juden ein Großteil ihres Besitzes abgeben mussten, ihre Familie und ihre Mitmenschen unterstützt. Bedrückende Einzelheiten wurden von uns erarbeitet und oft ging es uns nicht gut dabei. Viel zu erschreckend waren die Gräueltaten, die der Familie Mosberg direkt vor unserer Schultür widerfahren sind. Frau Tenge hat uns aber einfühlsam betreut, angeleitet und aufgefangen. Zuletzt entstand aus vielen einzelnen Projektarbeiten ein Kurzfilm, der dann auch als Wettbewerbsbeitrag eingereicht wurde.

Vom 11. bis zum 13. September trafen sich dann alle Preisträgergruppen, die aus ganz Deutschland anreisten, in Berlin zur Preisverleihung.  Jeweils 5 Teilnehmer  pro Preisgruppe durften teilnehmen - aus unserem Religionskurs wurden Marianna, Juliane, Tobias, Wanja und Kerwin ausgelost, die mit Frau Tenge die Reise antraten.

Am ersten Tag der Berlin-Reise trafen wir den jüdischen Rapper Ben Salomo. Sowohl er als auch seine Frau und seine Kinder erleben noch heute Formen von   Antisemitismus in ihrem Alltag. Er erzählte uns viele traurige und bewegende Geschichten aus seinem Leben.

Der zweite Tag begann mit dem Besuch des Hauses der Wannsee-Konferenz. Dort trafen sich am 20. Januar 1942 15 hochrangige Vertreter der nationalsozialistischen Reichsregierung und der SS-Behörden, um unter dem Vorsitz des SS-Obergruppenführers Heydrich, den begonnenen Holocaust an den Juden im Detail zu organisieren und die Zusammenarbeit der beteiligten Instanzen zu koordinieren. Die Atmosphäre an diesem Originalplatz war wirklich erdrückend, aber die Führung durch die Museumspädagogen war sehr informativ und hilfreich.

Am Abend fand dann die Preisverleihung des Margot-Friedländer-Preises im Max-Liebermann-Haus statt. Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, hielt die Laudatio. Danach wurde uns der Preis von Frau Friedländer persönlich überreicht. Diese Zeitzeugin zu treffen, nachdem wir so viel im Unterricht über sie erfahren hatten, ist und bleibt unvergesslich. Die Aura der 101-Jährigen war sehr überwältigend. Sie strahlte so viel Liebe aus, obwohl ihr ein unfassbar schweres Schicksal widerfahren ist. Sie zeigte uns auch noch ihren alten Judenstern, die Bernsteinkette und das Telefonbuch ihrer Mutter - die Dinge, die sie seit der Deportation ihrer Mutter immer bei sich trägt. Der ganze Abend wurde von wohlklingender jüdischer Musik begleitet.

Am letzten Tag nahmen wir an einem Musik-Workshop teil. Wir hörten und sangen Lieder auf Hebräisch mit der Band des Vorabends "Folkadu". Damit endeten drei sehr ereignisreiche und unvergessliche Tage in Berlin.

Wie es Margot Friedländer auf der Preisverleihung gesagt hat:

"Wir sind alle Menschen, was geschehen ist, können wir nicht mehr ändern, aber sowas darf nie wieder passieren."

Der Appell richtet sich an uns alle!

Deshalb ist die Arbeit gegen das Vergessen und zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus sehr wichtig.                                                                              


                                                                                                                Elea Frink und Juliane Bediroglu, U III

                                                                                                                                        01.10.2023