Theaterbegeisterte Schülerinnen und Schüler des Literaturkurses 2011 führen zum 250. Todestag „Der Streit“ von Pierre Charlet de Marivaux auf.

 

Im 250. Todesjahr des Dramatikers Marivaux führen die „Literaturnerds“ des diesjährigen Abijahrgangs des Ratsgymnasiums die Komödie „Der Streit“ von Pierre Charlet de Marivaux“ auf.

Die Premiere ist am Montag, 17.6.2013, 20 Uhr, im Theaterlabor, TOR 6, Hermann-Kleinewächter-Str. 4.

Literaturnerds1744 schreibt Marivaux „La Dispute“, worin es um die Streitfrage geht, welches Geschlecht die Untreue in die Welt gebracht habe, und ob darüber hinaus die schlechten Eigenschaften des Menschen auf einen schädlichen Einfluss der Gesellschaft zurückzuführen seien. In einem Experiment begegnen sich zwei Mädchen und zwei Jungen, die etwa achtzehn Jahre voneinander und von der Gesellschaft isoliert aufgewachsen sind, zum ersten Mal in der Welt, die „Neuland“ für sie ist. In der Konfrontation mit dem eigenen und dem anderen Geschlecht zeigen sich die „natürlichen“ Verhaltensweisen der unbedarften Heranwachsenden. Geichwohl dienen sie der Belustigung einer Hofgesellschaft, die die Versuchsanordnung voyeuristisch verfolgt.
Ethisch und moralisch ist der Versuch äußerst bedenklich und dabei hochaktuell.
Leitung: Sabine Jung-Lösing.

 

Doppelprojekt „Der Streit“ von Pierre de Marivaux und „Nachtschwärmer“ von Thomas Oberender  

Im 250. Todesjahr des französischen Schriftstellers und Dramatikers Pierre de Marivaux, gestorben am 12. Februar 1763, proben Schüler des Ratsgymnasiums Bielefeld dessen Komödie „Der Streit“ (La Dispute, 1744). Marivaux setzte sich in seiner Zeit vor allem mit aufklärerischen Themen auseinander, wobei es in seinen Stücken häufig um die Bedeutung der Liebe in der Standesgesellschaft und deren allmähliche Veränderung hin zur „Herzensangelegenheit“, zur Gefühlskultur geht. In „Der Streit“ wird die Frage gestellt, welches Geschlecht die Untreue in die Welt bringt. Dafür gibt es auf der Bühne eine Versuchsanordnung, ein Experiment: Vier unabhängig voneinander und von der Gesellschaft isoliert aufgewachsene Kinder werden als junge Erwachsene in eine Wirklichkeit geworfen, in der sie nicht nur zum ersten Mal auf das eigene Spiegelbild treffen, sondern auch auf Personen aus der Gegenwelt. Der Verlauf ihrer Begegnungen und wechselseitigen Reaktionen ist so komisch wie ernüchternd und verblüfft durch viele Gegenwartsbezüge.

Eine zweite Theatergruppe am Ratsgymnasium arbeitet an Thomas Oberenders Stück „Nachtschwärmer“ (2000), das sich am Grimmschen Märchen „Die zertanzten Schuhe“ orientiert. Auch darin wird der Versuch  unternommen, Heranwachsende – hier drei Mädchen – zu isolieren und vor den schädlichen Einflüssen der äußeren Welt zu schützen. Während es sich bei „Der Streit“ um ein Experiment der Konfrontation handelt, thematisiert Oberender die Flucht aus der Realität. Beide Stücke verdeutlichen die beängstigende Präsenz beobachtender Instanzen: bei Marivaux eine Hofgesellschaft, bei Oberender das Medium Fernsehen. Das Doppelprojekt wird durch die Theaterpädagogin Sabine Jung-Lösing geleitet.

nw21062013