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Seit vielen Jahren sind die religiösen Studientage der Einführungsphase in Weimar ein etablierter Teil des zehnten Schuljahres am Ratsgymnasium. In drei Tagen Aufenthalt ist es jedes Jahr das Ziel, entlang von Erkundung des historischen Stadtbildes Weimars und dessen Sehenswürdigkeiten sowie einem Besuch der Gedenkstätte Buchenwald die zentrale Leitfrage „Was ist der Mensch?“ zu beantworten.

Um uns der Beantwortung dieser Fragestellung zu nähern, brachen wir, die Jahrgangsstufe 10, sowie Frau Ellerbrock, Frau Lamprecht, Frau Fujiwara-Tönsmann, Frau Tenge und Frau Isaak am Morgen des 1.3. in Bielefeld auf und gewannen nach der Ankunft am Nachmittag des ersten Tages bereits Eindrücke der Stadt Weimar. In vier Gruppen von jeweils ca. 15 Schülern, begleitet von einer Lehrkraft, konnten wir Einblicke in die reiche und erfüllte Geschichte der Stadt und auch Deutschlands gewinnen, als wir das Haus der Weimarer Republik besuchten oder an einer Führung durch den Stadtkern teilnahmen. Vor dem Hintergrund der Leitfrage zeigte sich weitestgehend in den verknüpften Menschenbildern Positives, Wertvolles und Schönes, was „den Menschen als solchen“ ausmacht, Weimar erweist also dem Titel der „Stadt der Dichter und Denker“ alle Ehren.
Tägliche Abendrunden in besagten Gruppen boten Raum, das Erlebte einzuordnen sowie Eindrücke auszutauschen und uns der Antwort der Frage zu nähern. Auch hielten einige Schüler dort Referate über bspw. Goethe, Schiller und Herder als Sinnbilder der Stadt.

Am Vormittag des zweiten Tages stand ein Besuch des Goethe-Nationalmuseums an. Dabei konnte das historische Wohnhaus Goethes selbstständig erkundet werden, bevor eine anschließende Führung tiefergehendes Wissen und Zusammenhänge mit der Weimarer Klassik vermittelte. Aus Heiterkeit wurde Ernsthaftigkeit – brachen wir doch gegen Mittag in Richtung des Ettersbergs auf, um die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald zu besuchen. Unter den Schüler*innen war während und nach der Besichtigung zu beobachten, wie eindrücklich das Gesehene war. Die Abgründe menschlichen Seins und Wirkens wurden dort bedrückend deutlich, nah und greifbar wie selten zuvor. Der Besuch eines Ortes, der so untrennbar mit Leid und Verbrechen, Schmerz und Schrecken verbunden ist wie Buchenwald, ist eine Erfahrung, die trotz ihrer Schwere sehr förderlich für das eigene Bewusstsein in Bezug auf Identität und Sensibilität ist.

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Besonders vor dem Hintergrund der Schönheit Weimars, dem dort gelegenen Reichtum an Kultur und menschlichen Geisteslebens, war der Kontrast zu den Vergehen des Nationalsozialismus sehr eindrücklich. Am Vorabend setzten wir uns noch mit dem Menschenbild großer Denker auseinander, der Idee von Würde und Selbstbestimmung, um dies wenig später nichtig gemacht zu sehen; die Stadt „der Dichter und Denker“ wurde zum Ort „der Richter und Henker“. Vor allem an diesem Abend zeigte sich die tiefe Bedeutung der abendlichen Gesprächsrunden. In dieser Umgebung konnten die Erlebnisse eingeordnet, ausgetauscht und verarbeitet werden.

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Am Morgen des dritten Tages beendeten wir unser Programm mit einer jeweils für die Gruppen noch ausstehenden, der zu Beginn genannten, Aktivitäten. Drei Tage mögen kurz erscheinen, doch innerhalb dieses Zeitraumes konnte ein jeder Teilnehmer der Fahrt neue Eindrücke sammeln, alte Auffassungen hinterfragen und nicht zuletzt für sich persönlich die Leitfrage; „Was ist der Mensch?“ beantworten; was final Relevanz und Erfolg der religiösen Studientage 2023 unterstreicht. Dazu Zitate der Schüler*innen:

„Ich denke, dass ich noch lange über die Fahrt nach Weimar und vor allem nach Buchenwald nachdenken werde.“

„Natürlich war mir klar, wie ernst das Thema der Judenverfolgung ist, aber es nochmal so vor Augen geführt zu kriegen ermöglicht einem eine andere Sicht auf das Thema.“

Wir danken ausdrücklich den beteiligten und begleitenden Lehrerinnen dieser Fahrt, denn unsere vielen, wertvollen Eindrücke und Erlebnisse wären ohne ihre Organisation und ihren Einsatz nicht möglich gewesen.